Leben/Gesellschaft

Gesammeltes Wissen

"Mein geliebtes Mikroskop, mit dem ich Pilzsporen untersuche, und die tolle Kameradschaft unter uns Mykologen", das sind die Gründe, warum Karin Montag auch nach 30 Jahren des In-den-Wald-Gehens weiterhin nach diesen "faszinierenden Geschöpfen" sucht. Die Herausgeberin der deutschen Fachzeitschrift "Der Tintling" ist auch in Österreich bekannt und aktiv, der südliche Nachbar liege "pilzmäßig allerdings im Dornröschenschlaf". Das bestätigen auch heimische Pilzfreunde wie Pezi Rauch aus Lilienfeld: "Nur fünf oder sechs Schwammerln kennt der durchschnittliche Sammler: Steinpilz, Eierschwammerl, Fliegenpilz, Parasol – bei vielen ist das der Wackelkandidat –, Fliegenpilz – als Glückspilz zum Jahreswechsel –, dazu noch Champignon und Seitling, die er als Zuchtpilze im Supermarkt kaufen kann." Bescheiden angesichts von 140 essbaren und 200 giftigen Pilzarten, die in Österreich zur Verfügung stehen. Mit den folgenden Tipps geben Schwammerl-Veteranen dem Nachwuchs quasi die Sporen:

Ausrüstung

Bei längeren Waldspaziergängen festes imprägniertes Schuhwerk, ein langärmeliges Hemd (Bluse) mit vielen Taschen, eine kleine zusammenlegbare Pelerine.

Ernte

Um einen Pilz zu bestimmen, nicht abschneiden sondern herausdrehen. Eventuell wichtige Merkmale am Stielgrund sind sonst nicht zu sehen.

Fliegenpilz

Bekannt für seinen auffällig leuchtenden roten Hut und den Resten einer weißen Haut, die den Jungpilz bedeckte. Giftig, aber zumindest nicht tödlich. Amanita muscaria enthält Ibotensäure, die zu Muscimol zerfällt, das als Rauschgift wie ein starker Alkoholrausch am Rand des Deliriums wirkt. In Sibirien ist Muscimol ein Rauschmittel der Schamanen.

Gugamuggn

In Teilen der Voralpen gebräuchlicher Dialektausdruck für Parasol. Der urösterreichische Familienname Gugumuck wurde an Menschen vergeben, die man wegen ihrer Boshaftigkeit mit Giftpilzen verglich.

Hinterlassenschaft

Das Loch am Pilz-Fundplatz mit Erde oder Laub verschließen, sonst trocknet das Mycel (Pilzgeflecht) aus.

Naturschutz

Zwei Kilo pro Tag und Nase sind genug, mehr wäre Diebstahl. Den Pilzen ist es egal, wie viele ihrer Fruchtkörper mitgenommen werden, sagt Montag.

Putzen

Praktiker greifen zu einem Schwammerlmesser mit gebogener Klinge und integriertem Pinsel, um die Pilze gleich an Ort und Stelle zu putzen.

Raschelfest

Wer Steinpilze, die im September Hochsaison haben, trocknen will, empfiehlt der burgenländische Pilz-Experte Toni Moravec, diese zu trocknen: "Dünn aufschneiden und auf Zeitungspapier auflegen. Wenn die Pilze rascheln, sind sie trocken genug und kommen in ein Glas, das fest verschlossen wird." Eingefroren halten die Pilze jahrelang.

Saison

Es gibt keine Jahreszeit, in der es keine Pilze gibt. Wahre Pilzfreunde sind das ganze Jahr auf der Pirsch. Die Haupt-Jagdsaison beginnt im April mit der der Speisemorchel und endet im Winter mit dem Samtfußrübling. Der bildet sogar bei Schnee Fruchtkörper. Getrocknet entfaltet sein Hut ein angenehm süßlich-pilziges Aroma.

Tschernobyl

Vor allem der Maronenröhrling kam durch die Reaktorkatastrophe 1986 in Misskredit. In der Steiermark wurden erhöhte Werte von Cäsium 137 gemessen. Seit die Toleranzgrenzen an EU-Niveau angepasst wurden, ist von erhöhten Werte keine Rede mehr.

Pilzberatung

MA 59 Marktamt am Wiener Naschmarkt, jeden Mo., 7.30 bis 15.30 Uhr, Gratis-Bestimmung

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