Leben/Gesellschaft

Bei Vögeln ist die Nachtschicht Männersache

Hin und wieder ist die Welt doch nicht so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Nehmen wir nur die Vogelwelt her: Da scheint es, als würden die Männchen oft nur mit buntem Gefieder protzen, während die Arbeit - das Ausbrüten der Eier - an den unauffälligen Weibchen hängen bleibt. Jetzt haben Forscher das Macho-Gehabe als Klischee entlarvt.

Alle Inhalte anzeigen
Ein internationales Zoologen-Team konnte nachweisen, dass die schmucklose Erscheinung der Mütter (Bild) die Überlebenschancen der Brut erhöht und hat seine Beobachtungen im renommierten Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlicht.

„Viele männliche Vögel tragen ein imposantes, buntes Federkleid. Damit beeindrucken sie die Weibchen, ziehen allerdings auch Fressfeinde an“, erklärt Clemens Küpper vom Institut für Zoologie der Universität Graz, der an der Studie beteiligt war. „Würden sie bei Tageslicht brüten, brächten sie sich und ihren Nachwuchs in Gefahr.“ Nachts hingegen übernehmen die scheinbaren Machos die Fürsorge für den Nachwuchs.

Arbeitsteilung

Das Forscherteam, das der Biologe Mike Weston von der australischen Deakin University leitete, untersuchte in erster Linie den Rotkopfregenpfeifer, einen Vogel, der an Sandstränden Australiens verbreitet ist. Die Wissenschafter fanden dabei heraus, dass sich die werdenden Väter sehr wohl um den Nachwuchs kümmerten, aber beim Ausbrüten der Eier auf die Nachtschichten beschränkten.

Es konnte erstmals experimentell gezeigt werden, dass die Bequemlichkeit am Tag tatsächlich nur dem auffälligen Gefieder geschuldet ist. „Wir beobachteten, dass jene Eier, die tagsüber von dezent gefärbten Weibchen betreut wurden, besser überlebten“, sagt Küpper. In der Nacht, wenn Füchse unterwegs sind, die sich auf ihren Geruchsinn verlassen, spielte es dagegen keine Rolle, wer brütete. Küpper: „Die Vögel teilen sich die Fürsorge so ein, dass sie möglichst nicht entdeckt werden“.