Leben/Gesellschaft

Darum holt ein Fotograf Rothaarige vor seine Linse

Es war Mitte August, als der Fotograf Helmut Mitter mit großer Freude die KURIER-Beilage mein sonntag aufgeschlug. Auf den ersten drei Seiten las er einen Bericht über das feurige Leben der Rothaarigen sowie über seine eigene Initiative. Und er sah vertraute Porträtfotos, die er mit seiner Kamera geschossen hatte.

Großer Run auf Online-Casting

Dem Bericht war auch eine Einladung an alle rothaarigen KURIER-Leser angefügt: Wer Lust hatte, konnte an einem Online-Casting und in weiterer Folge eventuell an einem Foto-Shooting teilnehmen.

"Viel habe ich mir an diesem Sonntag vorstellen können", sagt der erfahrene Fotograf, dessen Frau und Tochter ebenfalls rothaarig sind. "Aber damit habe ich echt nicht gerechnet."

Die heißesten Verehrer

Mehr als hundert Leser meldeten sich bei ihm. Am vergangenen Samstag lud er die ersten dreißig in ein Studio im 4. Bezirk in Wien ein. Und alle zeigten sich gut gelaunt und voll entspannt.

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"Mit großer Freude" stellte sich etwa Gerlinde Lichtenberg (oben) im Fotostudio vor. Die 66-jährige Floridsdorferin verriet der Visagistin Martina Hirsch, dass sie noch nie bei einem Foto-Shooting gewesen sei. Und sie erinnert sich: "Die Burschen, die mich am meisten gehänselt haben, waren später die heißesten Verehrer." Dann lächelt sie. "Aber die hatten bei mir keine Chance".

Kupferdachl, Rostiger, Feuerpatschen

An Hänseleien erinnert sich auch Gernot Ecker, der mit seinem Sohn Leopold (oben) aus dem Süden von Wien angereist ist: "Kupferdachl, Rostiger, Feuerpatschen, das haben sie auch zu mir gesagt." Er ist nicht der einzige rothaarige Erwachsene, der sich an die Schmähungen seiner Kindheit erinnert.

Doch das Klima für die geschätzt zwei Prozent Rothaarigen in Österreich hat sich zuletzt spür- und hörbar verbessert. Sein Sohn, der Leopold, wird nicht nur vom Fotografen mit einem Strahlen willkommen geheißen.

Psychologische Erklärung

Küchenpsychologische Erklärungen dafür gibt es mehrere: Während die einen davon ausgehen, dass es Minderheiten und Randgruppen heute leichter haben als früher, erwidern andere, dass die Rothaarigen von damals in Ermangelung anderer Feindbilder ihr Fett abbekamen.

Helmut Mitter will jedenfalls mit seinem privaten Projekt eine Lanze für die lange Zeit Geschmähten brechen. Sein feurig-flammendes Plädoyer: "Ich bin der Meinung, dass es unter den Rothaarigen außergewöhnlich schöne Menschen gibt."

Für die Ausstellung

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So wie die Geschwister Amabelle und Ruben Harrer (oben). Die beiden Kinder, zehn und acht Jahre alt, bewegten sich wie Profis vor der Kamera. Und sie haben dabei Spaß. Ihre Energie ging sofort auf das kleine, feine Team von Helmut Mitter über. Im Viertelstunden-Takt trudelten die Leser im Foto-Studio ein.
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Einige werden sich bei der Foto-Ausstellung "Rot" im Rahmen der Veranstaltungsreihe "eyes on" (siehe rechts) begutachten können, andere in einem Buch, das der Fotograf derzeit vorbereitet. Allen will der Fotograf schöne Aufnahmen zukommen lassen.

"So viele nette Leute", zeigt sich Mitter am Ende eines langen Tages begeistert. Die Zahl der Fotografierten ist auf über 150 angewachsen. Dank KURIER sind darunter auch einige Landsleute.

Seit fünf Jahren fotografiert Helmut Mitter, der im Gegensatz zu seiner Frau Rafaela und seiner Tochter Sophie nicht rothaarig ist, Menschen mit natürlicher roter Kopfbedeckung. Eine Auswahl seiner Porträtfotos werden im Rahmen der Veranstaltungsreihe „eyes on“ in der „Galerie am Park“ in Wien 6, Liniengasse 2A gezeigt.

Zur Eröffnung der Ausstellung „Rot“ am 8. November ab 19.30 Uhr ist laut Mitter „auch die KURIER-Leserschaft herzlich willkommen“. KURIER-Redakteur Uwe Mauch soll vorab launig über sein Ginger-Dasein referieren. Darüber hinaus arbeitet Helmut Mitter an einem Buch mit den Fotos von rothaarigen Menschen. Mehr unter: www.helmut-mitter.com.