Was ist ein "Spinner" - und warum wollen ihn alle Kinder?
Vor sechs Monaten wusste niemand, was ein "Fidget Spinner" ist. Dann brach der Hype um das neue Handspielzeug aus. Mittlerweile werden die Handkreisel an Schulen verboten.
Hula Hoop der Generation Z
Vor allem in den USA, aber auch in unseren Breiten, ist das Spielzeug bei Kindern und Jugendlichen ein Renner. Das (angebliche) Original, der "Fidget 360", und zahllose Nachahmungen finden sich derzeit in fast jedem Klassenzimmer. Die New York Times betitelte den Spinner kürzlich gar als "Hula Hoop der Generation Z". Als Generation Z wird schlagwortartig die Nachfolge-Generation der Generation Y bezeichnet. Ihre Mitglieder kamen von etwa 1995 bis 2010 zur Welt.
Ursprünglich für Kinder und Teenager mit Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADHS) oder Konzentrationsschwierigkeiten entwickelt, erlaubt es der Kreisel mit etwas herumzuspielen und dabei Stress und Nervosität zu reduzieren während man trotzdem auf eine andere Aufgabe konzentriert sein kann. Äußerlich sieht ein Spinner unscheinbar aus: Es handelt sich um ein handtellergroßes, flaches Spielzeug mit Kugellager in der Mitte und zwei oder drei beschwerten, abgerundeten Seitenarmen. Platziert zwischen Daumen und Zeigerfinger kann er in Drehung versetzt werden. Das Kugellager gibt ihm Schwung und der Spinner dreht sich immer weiter. Profis lassen ihn sogar fliegen.
Prototyp aus dem 3D-Drucker
Wie das Magazin Forbes berichtet, griffen Allan Maman und Cooper Weiss die Idee einer globalen Markteinführung des spezifischen Spielzeugs als Marktlücke vor rund einem halben Jahr erstmals auf. Die beiden 17-Jährigen produzierten in Zusammenarbeit mit ihrem Physiklehrer Eric Savino den ersten "Fidget 360" auf dem schuleigenen 3D-Drucker.
Der Spinner, dessen Prototyp das Trio kostengünstig produzierte, wurde binnen weniger Tage zum vielgefragten Gadget. Nachdem fast alle Schüler mit dem Spielzeug zu hantieren begannen (und davon auch im Unterricht abgelenkt wurden), führte die Schulleitung ein Teil-Verbot für den Spinner in Klassenräumen ein. Man übersiedelte die Produktionsstätte des Spinners in Coopers Keller und schaffte acht 3D-Printer an, um die steigende Nachfrage zu decken. Doch auch diese waren schnell nicht mehr genug und so wurde die Produktion nach einigen Monaten schließlich nach China ausgelagert.
Catherine Hettinger: Mutter des Spinners
Wie die New York Times berichtet, wurde der erste Fidget Spinner bereits vor knapp 24 Jahren entwickelt. Catherine Hettinger aus Florida soll das Gadget für ihre damals siebenjährige Tochter Sara erfunden haben, die an Muskelschwäche litt. Im Interview mit dem Guardian erzählte Hettinger kürzlich, dass sie durch das Spielzeug eine bessere Beziehung zu ihren Kindern aufbauen konnte. Vier Jahre später meldete Hettinger ihre Erfindung sogar zum Patent an, welches 2005 erlosch, nachdem zahlreiche Hersteller kein Interesse an der serienmäßigen Herstellung bekundet hatten.
Fidget Spinner überall
Binnen sechs Monaten hat der "Fidget 360" laut Forbes-Bericht jedenfalls Hunderttausende Dollar eingebracht, Ausgaben für Marketing und Werbung gibt es nicht. Nachdem man das Produkt zunächst über einen selbsterstellten Webshop via Weebly verkaufte, wird der Spinner nun über Shopify vertrieben. Derzeit wird in alle US-Bundesstaaten und 30 Länder außerhalb der USA geliefert. Auf Instagram hat der "Fidget 360" über 160.00 Follower.
Auch in die Welt der Promis hat der Spinner schon Einzug gehalten. Gwyneth Paltrows Sohn Moses bekam das Spielzeug kürzlich zum Geburtstag, berichtet das Magazin Instyle.
An Schulen sind die bunten, flachen Kreisel unterdessen nicht gerne gesehen. Wie CNN berichtet, wurden Spinner an mehreren Schulen in Minnesota und Massachusetts verboten.
Catherine Hettinger hat bisher keinen Cent mit "ihrer" Erfindung gemacht. Das soll sich ändern. Auch sie hat kürzlich eine Kickstarter-Kampagne für den "klassischen Spinner" gelauncht.