Leben/Gesellschaft

Sinnvoll ausgestattet

Seit Jahrtausenden leben Zwei- und Vierbeiner unter einem Dach. Vermutlich hat der Mensch den Wolf aktiv gezähmt – um sich die speziellen Fähigkeiten der treuen Rudeltiere zunutze zu machen. Noch heute sind Hunde dank ihrer Gabe, Bewegungen selbst bei Dämmerung bis in 900 Meter Entfernung wahrzunehmen, ausgezeichnete Jagdhelfer. Ihrer feinen Ohren wegen eignen sich die Haustiere bestens als Wächter. Aufgrund ihres ausgeprägten Geruchssinns können bestimmte Rassen so ausgebildet werden, dass sie Polizei und Rettungskräfte optimal bei der Arbeit unterstützen.
„Hunde haben fünf Sinne“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter und zählt Sehen, Schmecken, Riechen, Hören und Tasten auf: „Der Geruchssinn übertrumpft alle.“ Die Fähigkeit zu riechen ist bei den Vierbeinern eine Million Mal stärker ausgebildet als bei Menschen. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn gibt Einblick in die körperliche Ausstattung der „besten Freunde des Menschen“. Wer seinen Hund genau kennt, versteht ihn besser.

Sehen

Hunde haben im Vergleich zum Menschen wesentlich weniger Sehnerven. Die Welt der Hunde ist verschwommen. Sie präsentiert sich auch weniger bunt, andere Farbrezeptoren verursachen eine Rot-Grün-Schwäche. Dafür leisten die Tieraugen nachts hervorragende Dienste. Eine Spiegelfläche auf der Innenseite der Netzhaut verstärkt das Restlicht. So können Hunde selbst bei Dämmerung weit entfernte Bewegungen erspähen, unbewegte Objekte dagegen werden auch tagsüber und in der Nähe leicht übersehen. Ihr Blickfeld ist breiter als das der Menschen. Je nach Zucht ist es eher auf die Seite gerichtet (Hütehunde) oder nach vorne (Jagdhunde).

Schmecken

Die Zunge des Hundes reagiert auf süß, salzig, sauer und bitter. Doch verglichen mit dem menschlichen Geschmackssinn ist der des Vierbeiners deutlich reduziert. Die Haustiere verfügen nur über etwa 1700 Geschmacksknospen, Menschen über zirka 9000. Hunde sind mit speziellen Rezeptoren für Fleischproteine und für Wasser ausgestattet, sie lassen sich daher gerne auf der Zunge zergehen, was Basis ihrer Ernährung sein soll. Die Schlinger sind Gewohnheitstiere. Ihre Geschmackswahrnehmung nimmt nie ab, sie können das gleiche Futter tagaus jahrein genießen. Warmes, feuchtes Futter duftet intensiv, die sensible Nase schätzt das sehr.

Riechen

Die Nase ist das wichtigste Organ der Vierbeiner. Mit ihr orientieren sie sich, mit ihr nehmen sie Fährte auf, beschnüffeln Artgenossen und sammeln dabei Informationen, sie erkennen Nahrung, schnappen Stimmungen auf. Die Fähigkeit zu riechen ist bei Hunden eine Million Mal stärker ausgebildet als bei Menschen, ihr Hirn hat 40 Mal mehr Zellen zur Entschlüsselung von Düften.
Schnuppern ist für die Haustiere ein aktiver Prozess. Die Moleküle konzentrieren sich in der Nasenhöhle, werden im Schleim gesammelt, gelöst und zu den Riechzellen geschoben. Hunde können Unmengen von Gerüchen unterscheiden, um einzelne zu identifizieren, bedarf es harten Trainings.

Hören

Die Ohren der Hunde sind extrem leistungsfähig. Sie hören doppelt so gut wie die von Menschen, zudem ist das Klangspektrum, das ihre Lauscher abdecken, wesentlich breiter. Die Vierbeiner nehmen sowohl höhere als auch tiefere Töne außerhalb der menschlichen Bandbreite wahr.
Hohe Töne sind vor allem für Welpen positiv besetzt, sie machen aufmerksam und aufgeregt und können besser lokalisiert werden als tiefe Töne, diese lassen die Rudeltiere eher unterwürfig werden. Hunde registrieren nicht nur Töne, sie erkennen und „verstehen“ auch komplexe Laute – z. B. unterschiedliche Arten von Bellen und verschiedene Kommandos vom Besitzer.

Tasten

Hunde empfinden über ein Netz von Nerven, die sich an der Wurzel jedes Haares befinden. Die Tasthaare verteilen sich über den ganzen Körper des Vierbeiners – vom Kinn bis in die Schwanzspitze. Die feinen Rezeptoren erkennen z. B. Temperaturunterschiede und Zuwendung. Hunde fühlen Wärme weniger intensiv als Kälte. Bei Kontakt mit kühlen Gegenständen beschleunigt sich ihre Atmung. Die Berührung des Fells ist wichtig für die emotionale Mensch-Tier-Bindung. Die Ballenoberflächen der Haustiere sind besonders sensibel, die Pfoten ertasten jede Erschütterung. Auch die Zehenzwischenräume zählen zu den empfindlichen Körperstellen.