Leben/Gesellschaft

Dresscode Grün

Mit einer „Weißen Wolke“, einer Matratze aus Baumwollschichten, Schafschurwolle, Kokoslatex und Lavendelduft hat 1983 die Erfolgsgeschichte der Grünen Erde in Scharnstein im Almtal angefangen. Dieser Klassiker aus der Frühzeit ist heute noch im Programm. Ebenso das „Elfenbett“ aus Vollholz, ohne Metall- und Plastikteile und „frei von giftigen Lacken und Leimen.“ Zur Einrichtungsschiene sind über die Jahre noch eigene Kosmetik, seit 2010 auch Kleidung und insgesamt 19 Shops hinzugekommen. Grüne Erde verkauft nicht über Zwischenhändler, sondern nur an den Kunden direkt.

Kundenbeteiligung

Ursprünglich ein echtes Kind der Grün-und Alternativbewegung, ist das Programm heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen, bei einer Klientel, die nach Produkten sucht, die auf dem Planeten einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck hinterlassen, möglichst „spurlos“ an ihm vorübergehen. Heuer wird ein Umsatzplus von fünf Prozent erwartet, man zählt 230.000 Kunden pro Jahr. „Wesentlich mehr Expansion“, sagt Geschäftsführer Reinhard Kepplinger, „würde uns durch die notwendigen Investitionen zu stark von den Banken abhängig machen. Das wollen wir nicht. Wir wollen viel mehr konsequent und selbstständig dieselben Interessen verfolgen können, wie seit unserer Gründung.“

Ein Bürger-und Kundenbeteiligungsmodell wird gerade ausgearbeitet. Der Plan dürfte aufgehen, denn jene Konsumentengruppe wächst, die, statt ihr Geld zur Bank zu tragen und eventuell „Heuschrecken“ zu unterstützen, lieber in einen Betrieb investiert, der Produkte erzeugt, wie sie sie wirklich haben will: ökologisch sauber und fair produziert, überdies möglichst made in Austria. Grüne Erde ist, um diese Forderungen glaubwürdig zu erfüllen, unter anderem eine Kooperation mit der Schweizer REMEI AG eingegangen, einem Unternehmen, das als Pionierbetrieb in der Öko-Textilbranche gilt.

REMEI koordiniert rund 50 Betriebe und damit bis zu 100.000 Menschen, die so direkt oder indirekt einen fairen Arbeitsplatz haben. Darunter sind auch 8000 Biobaumwolle-Farmer in Indien und Tansania. Beige wird bunt Lange Jahre präsentierte sich die Textilkollektion ausschließlich in Beige, weil man mit den herkömmlichen problematischen Farben nichts zu tun haben wollte (siehe Bericht unten). Ausgenommen war Bettwäsche, die aus bunt gewachsener Baumwolle gefertigt wurde, in zartem Grün und Braun. Inzwischen gibt es ökologisch verträgliche Farben und Färbemittel, was vor allem der jungen Modekollektion zugute kommt.

Sie umfasst, als Alternative zum Ex- und Hopp-Konsumverhalten, klassische Teile, die sich kombinieren und lange tragen lassen. Diese Ware, die auch das seriöse GOTS-Zertifikat trägt, ist naturgemäß teurer als die beim Diskonter. Qualitäts- und Sozialstandards einzuhalten, geht ins Geld, auch der Produktionsstandort Österreich oder EU schlägt zu Buche. „Die Spanne zwischen Produktionskosten und Verkaufspreis“, so Kepplinger „liegt bei uns deutlich unter dem üblichen Durchschnitt des Handels im Bereich Möbel, Heimtextilien und Kosmetik.“