Leben/Gesellschaft

Die Poly soll aufgewertet werden

Ab dem Schuljahr 2013/14 soll in rund 10 Pilotschulen bundesweit und unter Einbeziehung der Pädagogischen Hochschulen sowie der Schulaufsicht die Individualisierung und Modularisierung der Polytechnischen Schule erprobt werden. Aufbauend auf diesen Erfahrungen, die wissenschaftlich evaluiert werden, sollen in der nächsten Legislaturperiode die Lehrpläne neu verfasst, formale Möglichkeiten für Bildungsabschlüsse an den PTS geschaffen und optional ein 2. Jahr Schulbesuch an den PTS für diejenigen, die es wollen und brauchen, ermöglicht werden. Neue Schwerpunkte sollen eine Individualisierung und eine Modularisierung in Vorbereitung auf die Berufsbildung sein. Umgesetzt werden unter anderem die Schwerpunkte Berufsorientierung, Persönlichkeitsentwicklung, Soft Skills, berufsbezogene vertiefende Kenntnisse und Spezialmodule wie EDV-Planzeichnen, Kreativität, Projektmanagement, Design etc. Für die konkrete Umsetzung werden enge Kooperation der PTS mit der Wirtschaft, den Berufsschulen und anderen Schultypen angestrebt.

Weniger Schulabbrecher

Eines der Ziele der Reform ist es, dass jene rund 6 Prozent der Schülerinnen und Schüler in der Polytechnischen Schule ohne positiven Abschluss einer NMS oder Hauptschule auch zertifizierte Abschlüsse erreichen können - es soll die Möglichkeit geben, die vertiefte oder grundlegende Allgemeinbildung der Neuen Mittelschule zu erreichen und dadurch Berechtigungen für weitere Bildungswege zu erwerben, wenn die entsprechenden Lehrplananforderungen erfüllt sind. Im Bereich der Allgemeinbildung sollen für jeden einzelnen Schüler und jede einzelne Schülerin jene Kompetenzen gefördert werden, die auch als Module für weitere Bildungsschritte wie "Lehre mit Matura" anerkannt werden und so eine konkrete Vorbereitung auf weitere Bildungsschritte darstellen, auch ist regionsspezifisch eine Anbindung an die Berufsschulen angedacht. In den nächsten Wochen werden jene Standorte ausgewählt und vorbereitet, an denen die Schulversuche starten.

Politische Einigung

Auf diese Reform haben sich die Bildungssprecher der Parteien und Bildungsministerin Claudia Schmied geeinigt. Sie wollen eine Stärkung der Polytechnischen Schule, damit sie der zentralen Brückenfunktion dieser Schulform gerecht wird. Die Schule als Verbindung zwischen Abschluss der Pflichtschule und dem Einstieg in das Berufsleben bzw. als Vorbereitung für eine weiterführende Schule wurde von allen Bildungssprecherinnen und Bildungssprecher als entscheidend für Jugendliche erkannt. Es herrscht parteiübergreifender Konsens, dass die Polytechnische Schule nicht abgeschafft, sondern gezielt so weiter entwickelt und attraktiviert werden soll und dass damit Bildungssackgassen vermieden werden. Jugendlichen soll ein bestmöglicher Einstieg von der Pflichtschule in die Berufsbildung bzw. in eine weiterführende Schule gelingen. Gemeinsames Ziel aller Bildungssprecherinnen und Bildungssprecher sowie der Bildungsministerin ist, dass durch dieses Schulentwicklungsprojekt ein wesentlicher Beitrag zur Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit und von Schul- bzw. Ausbildungsabbruch geleistet wird.

Die Bedeutung der 255 Polytechnischen Schulen in Österreich mit 2.222 Lehrerinnen und Lehrer und 18.022 Schülerinnen und Schüler (Schuljahr 2011/12), von denen 6.661 weiblich sind und 4.603 eine andere Erstsprache als Deutsch angeben, für die weitere Ausbildung und die Jugendbeschäftigung ist hoch: Rund 82,5% der PTS- Schülerinnen und Schüler haben zum Schulschluss entweder eine fixe oder zumindest gute Aussichten auf eine Lehrstelle, 7,5% der PTS- Schülerinnen und Schüler besuchen eine weiterführende Schule. Das heißt, dass etwa 90% der PTS- Schülerinnen und Schüler am Ende dieser Schulstufe einen Ausbildungsplatz haben. Die schon jetzt praktizierte gezielte Förderung nach Eignungen und Neigungen in den Polytechnischen Schulen macht sich ebenfalls positiv bemerkbar: Mehr als 86% der Jugendlichen ergreifen bzw. bekommen ihren Lehrplatz in ihrem Fachbereich, den sie auch an der PTS gewählt haben. Diese im internationalen Vergleich guten Werte sollen nun durch das gemeinsame Schulentwicklungsprojekt aller Parlamentsfraktionen und des BMUKK für die Polytechnische Schule weiter verbessert werden: "Wir wollen keinen Jugendlichen ohne Ausbildungsabschluss zurück lassen."