Leben/Gesellschaft

Mumien gab's schon viel früher

Der Brauch der Mumifizierung von Leichnamen im alten Ägypten hat offenbar weitaus ältere Ursprünge als bisher angenommen. Laut einer im Online-Wissenschaftsjournal "Plos One" veröffentlichten Studie fanden Forscher mutmaßliche Spuren von Einbalsamierungen in Leichentüchern, die aus dem Zeitraum zwischen 4500 und 3350 vor unserer Zeitrechnung stammen.

Die Mumifizierung begann möglicherweise mehr als tausend Jahre früher als bisher in der Wissenschaft vermutet. In ihrer elfjährigen Untersuchung hatten die Wissenschaftler der britischen Universitäten Oxford und York sowie der Macquarie University in Australien Textilien aus Grabstätten in Mostaggeda untersucht, einem der ältesten bekannten ägyptischen Friedhöfe. Sie fanden dem Bericht zufolge in den Leinentüchern, in die die Toten gewickelt wurden, die Spuren komplex zusammengesetzter Flüssigkeiten, die offenbar der Einbalsamierung dienten.

Pinienharz & Zucker

Durch biochemische Analysen konnten die Forscher ein Pinienharz, einen aromatischen Pflanzenextrakt, pflanzlichen Zucker, natürliches Petroleum sowie ein pflanzliches oder tierisches Fett identifizieren. Bislang bestanden die frühesten Belege für die Mumifizierung in Altägypten in Harzresten, die vereinzelt in Gräbern aus der Zeit um 2200 v.Chr. gefunden worden waren. Die Spuren dieses Brauchtums nehmen ab der Periode zwischen 2000 und 1600 v.Chr. dann deutlich zu.

Nach Angaben des beteiligten Wissenschaftlers Stephen Buckley aus York handelt es sich bei den nun identifizierten Substanzen aus Mostaggeda in Oberägypten um die gleichen natürlichen Produkte, die rund 3000 Jahre später während der Zeit der Pharaonen für die Einbalsamierungen verwendet wurden. Die antibakteriellen Substanzen aus Mostaggeda seien auch in den gleichen Proportionen verwendet worden wie später während der Epoche der Pharaonen, als dann "die Kunst der ägyptischen Einbalsamierer auf ihrem Höhepunkt war".

Die Mumifizierung war Teil des altägyptischen Bestattungsritus und wurzelte in religiösen Vorstellungen vom Leben nach dem Tode. Mit dem komplexen Verfahren sollte der Leichnam vor dem Zerfall bewahrt werden.