Brustkrebs: "Dankbar, dass es mich noch gibt"
Von Julia Pfligl
.
"Dankbarkeit, dass es mich noch gibt", empfindet Elisabeth Schranz (60) heute, wenn sie zurückblickt. Gestern war es genau zehn Jahre her, dass ihre linke Brust entfernt wurde. Kurz zuvor, ein halbes Jahr nach ihrem 50. Geburtstag, hatte die Burgenländerin die Diagnose Brustkrebs erhalten. "Meine Chancen standen sehr schlecht. Ich habe gehadert, bin in ein Loch gefallen. Dass es mich noch gibt, ist nicht selbstverständlich."
Dabei ging Elisabeth Schranz zwei Mal im Jahr zur Vorsorge. Der nächste Kontrolltermin wäre im November gewesen. "Aber ich hatte den ganzen Sommer ein ungutes Gefühl. Ein befreundeter Arzt hat mich dann früher untersucht. Mein Gefühl war mein Glück – hätte ich bis November gewartet, wäre es wahrscheinlich zu spät gewesen." Nach der Operation hat die Unternehmerin – mit ihrem Mann führt Schranz ein Autohaus in Oberwart – "das volle Programm genossen", zuerst Chemo-, dann Strahlentherapie. Ein halbes Jahr lang.
Tochter als Stütze
"Sie sind nicht schuld!", sagte ihr eine Ärztin vor der ersten Chemo. "Das hat mir sehr geholfen. Niemand sollte sich die Schuld geben." Nach der zweiten Chemo gingen Schranz die Haare aus. "Jeder sagt, sie wachsen ja nach, aber wenn deine Haare am Polster liegen, bist du schon verzweifelt." Die Onkologin rasierte ihr den Schädel. "Sie hat gesagt, Ihr Kopf ist so schön, Sie schauen aus wie Sinéad O’Connor. Dann konnte ich mich so annehmen, wie ich bin."
Eine große Hilfe während der schmerzvollen Chemotherapie – "jeder Knochen tut dir weh, du gehst wie ein Elefant" – war Schranz’ jüngste, damals 13-jährige Tochter Kristina. "Sie hat immer gespürt, wenn ich sie gebraucht habe. Dann hat sie gesagt: Mama, das schaffen wir schon."
Kristina erinnert sich an die schwierige Zeit: "Obwohl ich Angst hatte, habe ich versucht, meiner Mama Mut zu machen. Ich habe gespürt, wie sehr wir unsere gegenseitige Nähe brauchten. Wir sind oft im Bett gelegen, haben getratscht." Gedanken an die vier Kinder ließen Schranz nach vorne schauen. "Ich wollte die Matura meiner Jüngsten erleben. Und die Geburt meiner Enkelkinder." Wenn sie die Kinder nicht weiter belasten wollte, half ihre Freundin, eine Physiotherapeutin – "seelisch und körperlich". Mit ihr initiierte Schranz "She Moves", Sportkurse für Frauen, deren Erlöse der Krebshilfe Burgenland zugute kommen.
Finanzielle Hilfe
Schranz weiß: Zusätzliche Therapien können sich viele Patientinnen nicht leisten. Für diese Frauen organisiert sie jährlich eine Kinovorführung in Oberwart (heuer, am 15.10., "Best Exotic Marigold Hotel"). Der Erlös geht an erkrankte Frauen. "Eine Mutter von drei kleinen Kindern hat z. B. einen Trockner bekommen. Wäsche aufhängen mit operierter Brust ist nämlich sehr beschwerlich." Für die Pink-Ribbon-Tour durch das Burgenland stellte die Familie Schranz außerdem ein Auto zur Verfügung.
Dass sie mit ihrer Krankheit so öffentlich umging, bereut Elisabeth Schranz nicht. "Immer wieder fragen mich Kundinnen, die selber betroffen sind, ob das bei mir auch so war. Wenn ich ja sage, sind sie richtig erleichtert. Seitdem weiß ich: Geteiltes Leid ist halbes Leid."
Termine
Den ganzen Oktober tourt die Österreichische Krebshilfe durch das Land, um über das Mammografie-Screening zu informieren und Patientinnen aufzuklären. Los geht’s heute in Linz, letzter Stopp ist am 18.10. in Klagenfurt. Alle Termine finden Sie unter www.pinkribbon.at.
Aufruf
Jede Frau erlebt ihreBrustkrebserkrankung anders. Schreiben Sie uns Ihre Geschichte (gerne auch anonym) und schicken Sie sie an lebensart@kurier.at. Ihre Texte und Bilder werden unter www.kurier.at/pinkribbon veröffentlicht.