Ein Zuhause für behinderte Kinder

Peter (Name von der Redaktion geändert) war gerade einmal drei Monate alt, hatte eine Spalte im Gaumen und eine Kanüle in der Luftröhre, als er in die Kinderwohngemeinschaft am Laaerberg kam. Zu seiner Entwicklungsverzögerung kamen noch schwere Seh- und Hörbehinderungen. Peters junge Mutter, drogenabhängig wie sein Vater, war nicht in der Lage, den Buben zu versorgen. Der Verein war seine Rettung.

BIWAK (Betreuung, Integration, Wohnen, Akzeptanz, Kompetenz) ist die einzige Einrichtung in Wien, die 0- bis 6-Jährige rund um die Uhr betreut. Viele der 14 betreuten Kinder, die über das Jugendamt vermittelt werden, haben schwere körperliche und geistige Behinderungen. Schäden, die durch Frühgeburt, Drogenmissbrauch der Eltern, Kindesmisshandlung oder einen genetischen Defekt verursacht wurden.

Frohnatur

Voll Freude erinnert sich BIWAK-Geschäftsführerin Jutta Reiterer an Peter, der sich zu einem fröhlichen, aufgeweckten Buben entwickelte. "Er ist sofort auf jeden zugegangen, alle in der Umgebung kannten ihn. Wir haben zu ihm wegen der dicken Brille immer ,Herr Professor’ gesagt." Und dann kam die niederschmetternde Diagnose: ein Tumor im Bauch. "Tapfer hat er auch die Chemotherapie über sich ergehen lassen und überstanden", sagt Rosemarie Knoth, pädagogische BIWAK-Leiterin. "Und sein sonniges Gemüt ist ihm geblieben."

Als Peter im Vorjahr mit sechs Jahren zu Pflegeeltern kam, heulten alle BIWAK-Mitarbeiterinnen Rotz und Wasser. "Beim Abschied von einem Kind fließen immer viele Tränen", sagt Pädagogin Knoth. "Aber bei Peter war es ein Hammer. Er war es, der uns so oft durch sein fröhliches Wesen aufgebaut hat."

Gute Laune, Neugier und Geborgenheit spiegeln die Augen der Mädchen und Buben wider, wenn man durch die zwei Wohngemeinschaften mit je sieben Kindern spaziert. Frau Elfi wiegt liebevoll ein Baby, während sie ihm das Fläschchen gibt. Ein blindes Mädchen erkennt mit einem Griff, welche Puppe – Lena, Rosi oder Anna – es in der Hand hat. Ein kleiner Bub nimmt selig die Hand von Jutta und spaziert in den Garten zur Schaukel.

Emotionale Bindung

Einen Zugang zum Kind zu finden ist die wichtigste Aufgabe der Mitarbeiterinnen. Durch das Spiel teilen sich Kinder auf vielfältige Weise mit. Die Betreuerin erfährt dadurch oft sehr viel über den seelischen oder körperlichen Zustand des Kindes.

Geborgen und geliebt fühlen sich hier die Kleinen. Und so gar nicht abgeschoben, auch wenn nur ein Drittel von ihnen regelmäßig von ihrer Familie besucht wird. Ohne Überstunden zu verrechnen, fahren die Mitarbeiterinnen (pro Kind eine Pflegerin) mit allen WG-Bewohnern, egal wie schwer die Beeinträchtigung sein mag, auch auf Urlaub, wenn zusätzliche Förderer die Mittel aufbringen. 12.000 Euro bekamen sie im Vorjahr von einem Spender. Damit konnten sie fünf Tage in einer Kindertherme verbringen. Da gab es ein Leuchten in den Augen der Kinder. "Der Lohn für unseren Beruf sind das Lächeln und die Dankbarkeit der Kinder. Wir bekommen so viel zurück", sagt BIWAK-Leiterin Reiterer und drückt ein Baby an ihre Brust als wär’s ihr eigenes.

Mehr als 25.000 Euro sind es, die der Rotary-Club Wien-Hofburg in diesem Jahr für wohltätige Zwecke gesammelt hat. "Die Wohngemeinschaft BIWAK unterstützen wir mit einem Fixbetrag von 1000 Euro pro Monat", erklärt RC-Präsident Norbert Kromer. "Damit übernehmen wir die Kosten der Logopädin." Ein Meister des Fundraisings ist Walter Straub, der die Rotary-Veranstaltungen – von Golfturnieren, Tombolas bis zu Konzerten – organisiert, bei denen die Gäste spendierfreudig ihre Geldbörsen zücken.

Therapie

Dankbar ist auch BIWAK-Leiterin Jutta Reiterer für den fix zugesagten Spendenbetrag von Rotary. "Je mehr und je früher die Kinder gefördert werden, desto besser können sie ihre Behinderung zumindest in Teilbereichen kompensieren oder sogar einen Entwicklungsrückstand aufholen." Es werden spezielle neurophysiologische Methoden der Physiotherapie, aber auch Ergotherapie und Logopädie angeboten.

Spendenkonto BIWAK: Bank Austria, IBAN: AT 82 1200 0006 4500 8442, BIC: BKAUATWW