Leben/Gesellschaft

Ein Häuschen für verliebte Vögel

Herbstzeit ist Balzzeit. Ein langanhaltendes "buhu, buhu" schallt durch die nächtlichen Wälder, wenn der Uhu dieser Tage potenzielle Partnerinnen lockt. Auch Sperlingskauz und Raufußkauz stecken mit Herbstgesang ihre Wald-Reviere ab. Einige Eulenarten sind "Early Birds" und bereiten sich mit ihrer Herbstbalz auf die kommende Brutsaison im Frühjahr vor. Sie buhlen um die wenigen verbleibenden Nisthöhlen in Österreichs Wäldern. Von den zehn heimischen Eulenarten gelten sieben bereits als gefährdet, da ihre natürlichen Lebensräume zunehmend schwinden.

Die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) und BirdLife Österreich starten nun ein weitreichendes Naturschutzprojekt, das den Waldvögeln zukünftig wieder mehr Lebensraum bieten soll. Bis zum Jahr 2020 werden insgesamt 484 Waldgebiete als Vogelschutz-Inseln ausgewiesen. "Als größter Naturraummanager und Waldbesitzer des Landes ist es uns ein Anliegen, die natürlichen Lebensräume der Waldvögel zu erhalten und ihre Artenvielfalt im Sinne der Nachhaltigkeit zu fördern", so Georg Erlacher, Vorstandssprecher der Österreichischen Bundesforste: "In den kommenden Jahren richten wir deshalb in jedem unserer 121 Forstreviere vier sogenannte Biodiversitätsinseln ein und überlassen diese bewusst wieder ganz der Natur und ihren Bewohnern."

Gerhard Loupal, Präsident von BirdLife Österreich, ergänzt: "Von den 133 Waldvogelarten in Österreich steht knapp die Hälfte auf der Roten Liste. Durch gezielte Schutzmaßnahmen wollen wir Populationszuwächse erreichen und dafür sorgen, dass seltene Arten bei uns auch in Zukunft heimisch bleiben." Neben schützenswerten Eulenarten sind es vor allem gefährdete Spechtarten wie Weißrückenspecht oder Mittelspecht sowie Waldvögel mit klingenden Namen wie Ziegenmelker, Halsbandschnäpper oder Baumpieper, deren Verbreitung gefördert werden soll.

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Erste Vogelschutz-Inseln

Rechtzeitig zur Herbstbalz von Raufuß- oder Sperlingskauz stehen die ersten 35 Vogelschutz-Inseln fest. Als Höhlenbrüter sind Eulenarten genauso wie gefährdete Spechte auf Wälder mit alten, groß dimensionierten Baumbeständen und ausreichend Totholz, also abgestorbenem Holz, angewiesen. "Wir haben bisher über 100 Hektar Bundesforste-Wälder in ganz Österreich mit Baumbeständen, die bis zu 200 Jahre alt sind, außer Nutzung gestellt. Bis 2020 wird es ein Vielfaches davon sein", betont Erlacher. Auf das waldreichste Bundesland Österreichs, die Steiermark, entfällt rund ein Drittel der bisher eingerichteten Waldflächen in den Bezirken Liezen, Bruck-Mürzzuschlag und Voitsberg. In Niederösterreich wurden bereits mehrere Gebiete im Wienerwald, im Waldviertel und im Alpenvorland als Vogelschutz-Inseln ausgewiesen. In Tirol finden sich erste Wald-Flächen im Bezirk Kitzbühel, in Oberösterreich in der Region Windischgarsten und in Salzburg in der Region Wolfgangsee und im Pinzgau. Voraussetzung für die Auswahl der Vogelschutz-Inseln ist, dass eine Bedrohung des umliegenden Waldes durch Waldschädlinge ausgeschlossen werden kann.

Alte Bäume

"Eulen sind faszinierende Vögel, die heute gezielte Schutzmaßnahmen brauchen, damit sie überleben können. Der Verlust von Lebensräumen, Nahrung und insbesondere Brutmöglichkeiten macht ihnen zu schaffen, denn Eulen bauen selbst keine Nester", sagt Loupal. So benötigen Raufuß- oder auch Sperlingskauz zum Brüten Baumhöhlen, die sie vor allem in alten, naturnahen Nadel- und Mischwäldern vorfinden. Übernimmt der Raufußkauz fast ausschließlich verlassene Schwarzspecht-Höhlen, bevorzugt der Sperlingskauz für seine Brut die kleineren Höhlen vom Bunt- und Dreizehenspecht. "Wald-Vogelgemeinschaften stellen eine Einzigartigkeit dar, für deren Erhaltung wir eine hohe Verantwortung haben", sagt Erlacher: "Mit naturnahen Altholz-Inseln können wir diesen seltenen Waldbewohnern wieder eine Zukunft in Österreich bieten."