Axels Terrasseneintopf: So geht Adventkranz richtig
Von Axel Halbhuber
Der Winter ist schon okay. Zwar fehlen Balkongärtnern und Terrassengärtnerinnen die Stunden des sinnlosen Werkelns, aber so wie ihre Pflanzen brauchen auch sie eine Ruhephase, ob sie es zugeben oder nicht. Etwas liegt allerdings so schwer auf der Gartlerseele wie Schnee auf einem Beet: Dass man die Lieblinge so lang nicht sieht. Die Früchte sind ins Glas verarbeitet, die Kräuter getrocknet, aber all die hübschen Blätter und Äste und so viel Grünzeugs werden von Frost und Nebel erdrückt. Man möchte alles reinholen und in kuschelige Decken packen.
Da kommt übermorgen der erste Adventsonntag sehr gelegen, vor allem der Kranz. Zwar wollen alle immer nur wissen, wie der Adventkranz am besten frisch bleibt, nicht rieselt und immer gut riecht. Dabei übersehen sie oft das pflanzenemotionale Potenzial des Traditionsrings. So ein Kranz lässt sich ganz toll mit allerlei Reminiszenzen aus dem Freien schmücken.
Nun verkommen solche Adventkranz-Applikationen leider oft zum Kitsch, außerdem eignet sich nicht jedes Gewächs. Also konsultierte Ihr stilbefreiter Terrassengärtner zwei Expertinnen. „Fichten rieseln drinnen sehr schnell ab“, rät etwa Helene Marous. Sie hat Gartenbau-Matura, Uni-Abschluss in Landschaftspflege und studiert jetzt Agrar- und Umweltpädagogik. Frau Diplom-Ingenieur empfiehlt Kiefern: „Die Nadeln rieseln nicht und die Zapfen dienen als Natur-Schmuck.“ Eiben seien zu unbiegsam, Zedern reagieren nicht gut auf die trockene Wärme – und rieseln.
Rein mit der Hecke
Koniferen aus dem eigenen Garten für den Adventkranz zu filetieren, ist gar keine schlechte Idee (endlich eine sinnvolle Verwendung für die hässliche Hecke), findet Expertin Michaela Oberaigner: „Verschiedene Koniferen lassen sich schön arrangieren. Bei Wacholder ist sogar schon oft Fruchtschmuck drauf. Oberaigner weiß sowas, sie lehrt an Fachschulen Floristik und kreatives Gestalten, berät auch Firmen (www.moflower.at). „Eine Alternative zum traditionellen Tannenreisig ist die wunderschöne Nobilistanne. Die rieselt nicht ab, sondern trocknet sehr schön ein.“ Aus dem eigenen Gartenreich lasse sich viel in den Kranz einbauen, Zweige von der Korkenzieher-Hasel etwa oder Rosmarin. Oberaigner: „Nachdem der Sturm viele Birnbäume umgeschmissen hatte, habe ich sofort Zweige eingesammelt.“ Aber auch Blätter (etwa vom Viburnum, haben viele daheim) oder Beeren und kleine Früchte lassen sich als „Kontrapunkt“ verarbeiten: „Zum Konservieren funktioniert Wachsen super. Ich sammle das ganze Jahr Wachsreste, am besten helle Farbtöne. Im Topf schmelzen (nicht zu heiß, sonst brennt es an) Früchte tauchen. Die Wachsschicht konserviert sie für einige Wochen.“
Klassisch wird der Kranz gebunden, nicht mit Hakerln gesteckt. „Es heißt ja auch Blumenbinder“, merkt Helene Marous schmunzelnd an. Mit dünnem Draht wird Zweig über Zweig festgezurrt (gut zu sehen im Video). Alternativ kann man die Zweige auf Steckschwämmen anordnen. „Das ist etwas mehr Arbeit, aber das Reisig bleibt länger frisch“, sagt Oberaigner. Jedenfalls sollte man den Kranz auf Teller oder Schale legen, die man mit Wasser füllt. Oder in der Nacht kühl stellen. „Aber das macht ja dann doch niemand.“ Stimmt.