Leben/Gesellschaft

Afrikanische Büscheleule verirrte sich nach Leobersdorf

Zu einem außergewöhnlichen Einsatz ist die Biologiestudentin Denise Weber in Leobersdorf (Bezirk Baden) ausgerückt: Anrainer hatten einen exotischen Vogel auf einem Baum entdeckt und die 25-Jährige angerufen. Dass es sich um eine afrikanische Büscheleule handelte, stellte sich erst später heraus. "Ich hab' das nicht gleich gewusst. Es war meine erste direkte Begegnung mit einem Greifvogel", erzählt Weber.

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"Bewaffnet mit dicken Handschuhe und einem Fangnetz" war die Studentin, die in einem Verein für Wildtierhilfe arbeitet, bereits am 24. Oktober zur Fundstelle geeilt. Wider Erwarten ließ sich die Eule recht rasch einfangen: "Sie war sehr zahm", schilderte die 25-Jährige. Danach habe sie den Greifvogel in einen Katzentransporter gesetzt und zu sich nach Hause gebracht.

"Ich habe die Eule auf eventuelle Verletzungen untersucht, aber nichts gefunden", berichtete Weber weiter. Der Vogel blieb über Nacht. Am darauffolgenden Tag brachte die Studentin das Tier zu einer Untersuchung in die Vogelklinik der Veterinärmedizinischen Universität nach Wien.

Hungrig und sehr zutraulich

"Die Eule war sehr hungrig, als sie gefunden wurde, aber wirkte gesund", erzählte Brigitte Kopetzky, Sprecherin der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Derzeit befindet sich das Tier in der Eulen-und Greifvogelstation Haringsee (Bezirk Gänserndorf). "Bei den Untersuchungen wurde festgestellt, dass der Vogel von Menschen aufgezogen wurde. Die Eule war nämlich sehr zutraulich, das hat sie als fehlgeprägt geoutet." Daher könne man den Vogel nicht mehr auswildern, weil er im Freien nicht alleine überleben könne.

Die rund 20 Zentimeter große Eule hatte einen Ring am Fuß. Der Besitzer ist noch nicht bekannt. Bei dem Tier handelt es sich laut Untersuchung um einen jungen, erwachsenen Vogel.

Die Büscheleule lebt normalerweise in den afrikanischen Savannen. Dort brütet sie in verlassenen Nestern anderer Vogelarten oder Baumhöhlen. Zu den Lieblingsspeisen zählen u.a. Insekten, Gliedertiere und Mäuse. Wie fast alle Eulenarten ist dieser Greifvogel nachtaktiv und zieht sich untertags an dunklen Plätzen zur Ruhe zurück.

"Ihre Schönheit macht sie auch zu einem begehrten Handelsobjekt und zu einem beliebten Schauvogel in Greifvogelshows“, erzählt Hans Frey, Leiter der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee (EGS). Diese Flugschauen bedeuten für Büscheleulen jedoch großen Stress, weil sich fast alle Eulenarten tagsüber lieber an sicheren, dunklen Plätzen zur Ruhe zurückziehen.

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Die Eulen - und Greifvogelstation Haringsee wurde 1974 auf Privatinitiative von Hans Frey gegründet. Die Haltung und Nachbehandlung von verunglückten Greifvögeln sollte so möglich sein. Bald wurde die Station zur Nachzucht von seltenen Arten genutzt. Zusätzlich kam noch die Verwahrung beschlagnahmter Tiere hinzu. Ziel ist es, Vögel gesund zu pflegen und in die freie Wildbahn zu entlassen.

Anfänglich wurde die Greifvogelstation privat finanziert, doch die Dimensionen wurden schnell zu groß. Der WWF übernahm einen Großteil der Finanzierung. Schließlich wurde der Trägerverein „Eulen- und Greifvogelstation Haringsee“ (EGS) gegründet, an dem etwa der WWF, die wissenschaftlich geführten Zoos, das Ministerium und auch die Landesregierung beteiligt sind.

Um die tierischen Bewohner kümmern sich hauptsächlich ehrenamtliche Mitarbeiter und Studenten. Frey selbst packt an den Wochenenden mit an. Um die Station zu unterstützen, kann man Patenschaften übernehmen oder förderndes Mitglied werden.