Das sind die besten Naturfotografien
Von Bernhard Praschl
Sie harren tagelang bei Wind und Wetter aus, um auf den Auslöser zu drücken. Sie kauern in Baumwipfeln oder im Gebüsch, um nicht entdeckt zu werden. Und warten auf den perfekten Augenblick unter Bedingungen, die nicht und nicht kontrollierbar sind. Sie – das sind Naturfotografen, und damit die wahrscheinlich beharrlichste Spezies aller Fotografen.
50.000 Fotos aus 95 Ländern
Hunderte Profis und Amateure aus 95 Ländern haben fast 50.000 Bilder eingereicht, um sich mit der begehrtesten Auszeichnung ihrer Branche zu schmücken – dem Titel „Wildlife Photographer of the Year“. Vergeben wird der Preis alljährlich in verschiedenen Kategorien vom Natural History Museum in London.
Was alle diese Fotos auszeichnet: Sie faszinieren, weil sie etwas zeigen, was dem Großstadtmenschen gemeinhin verborgen bleibt – Natur pur. Und diese wird durchaus mit modernsten Mitteln eingefangen.
Mit GoPro zu Orang-Utan
Tim Laman etwa, der als bester Naturfotograf des Jahres ausgezeichnet wurde, hat sich bei seiner preisgekrönten Aufnahme eines Orang-Utan in luftiger Höhe im indonesischen Regenwald einer Kamera bedient, die sonst bei Action- und Sportaufnahmen zum Einsatz kommt: eine GoPro-Kamera.
Dank ihr gelang ihm eine Aufnahme mit einzigartiger Perspektive. Sowie ein Weitwinkelblick, der die enge Beziehung zwischen dem Tier und dem Wald auf besondere Weise unterstreicht.
"Solange der Wald noch steht“ nannte Tim Laman aus den USA jenen „Schnappschuss“, für den er zum Fotojournalist des Jahres in der Kategorie „Story“ gewählt wurde. Das Foto ist Teil einer Reportage, die unter die Haut geht – und in den Wipfeln des indonesischen Regenwaldes spielt. „Wenn du einem Orang-Utan in die Augen blickst“, sagt er, „spürst du, dass wir Verwandte sind.“ Die Aufnahme gelang ihm mit einer GoPro HERO4, einer Action-Kamera. Das aber nur, weil ihn mit seiner Frau, der Biologin Cheryl Knott, und weiteren Mitgliedern des Gunung-Palung-Orangutan-Projekts Experten unterstützten. „Es hilft, wenn du nicht nur weißt, wo der Orangutan gerade ist, sondern wo er sich in den nächsten Sekunden hinbewegen wird.“
Die Feindaten dazu: GoPro HERO4 Black; 1/30 Sek. bei Blende 2,8; ISO 231
Leinwand aus Sand
Dabei sind es nicht allein Tiere in freier Wildbahn, deren Anblick uns hier fesselt. Kaum weniger faszinierend ist, was diese Profis der Freiluftaufnahmen alles aus einem „simplen“ Naturbild herausholen. Rudi Sebastian aus Wiesbaden überzeugte die Jury mit einem Foto, das bloß Sanddünen zeigt. Aber wie! Algen und Bakterien lassen das zwischen ihnen gesammelte Regenwasser in beeindruckenden Grün- und Blautönen schimmern.
Canon EOS-5DS R, Canon-Objektiv 24-70mm f4 bei 70mm; 1/2000 Sek. bei Blende 5,6; ISO 320
Großer Streuner
Nikon D7000, Nikon-Objektiv 18-105 mm f3,5-5,6 bei 21mm; 1/20 Sek. bei Blende 7.1
Neugieriger Nachbar
Nikon D800, Nikon-Objektiv 17-35 mm f2,8 bei 17 mm; 1/6 Sek. bei Blende 4,5; ISO 800
Showtime in der Arktis
Canon EOS-1D X, Canon-Objektiv 11-24mm f4 bei 11 mm und 1,2-Lee-Filter; 1/100 Sek. bei Blende 5,6; ISO 1600
Todgeweiht
Nikon D800, Sigma-Objektiv 14mm f2,8; 1 Sek. bei Blende 18; ISO 50
Gescheiterte Zwangsräumung
Nikon D810, Nikon-Objektiv 200 mm f2; 1/500 Sek. bei Blende 5; ISO 400
Das Buch zur Ausstellung
160 Seiten mit 150 farbigen Abbildungen, GEO-Knesebeck