Kultur

Zweite Chance für das Buch, das Obama kaufte

Der Roman "Alles Licht, das wir nicht sehen" über ein blindes französisches Mädchen und ein paar sonnige Momente im Zweiten Weltkrieg war in den USA der Überraschungserfolg 2014.

Selbst Präsident Obama machte Werbung, indem er es öffentlichkeitswirksam kaufte. Scott Rudin ("Grand Budapest Hotel") wird den Film produzieren.

Aber die deutsche Übersetzung ging im Herbst sang- und klanglos unter. Eine Schweinerei, doch passiert so etwas den besten Büchern. Bei 90.000 Neuerscheinungen pro Jahr kein Wunder.

Der Münchner Verlag C.H. Beck akzeptiert es nicht.

Deshalb wurde "Alles Licht, das wir nicht sehen" kürzlich noch einmal ausgeliefert, als Sonderausgabe.

Schatzjagd

Eine Trotzreaktion, für die man dankbar sein muss:

Dieser Roman hat alles, was glücklich macht.

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Dazu gehört, dass fast alles glatt läuft. Dass das Menschliche strahlt, während Bomben abgeworfen werden. Und dass nichts an dieser schönen Geschichte stört bzw. verwirrt. Sehr spannend ist das Ganze auch noch. Weil: Die blinde Marie-Laure versteckt den Schatz des Pariser Naturkundemuseums, den die Nazis jagen.

Der andere Held ist ein deutscher Soldat. Werner, 18. Ein Waisenkind, technisch derart begabt, dass er auf eine Napola geschickt wurde und jetzt in Frankreich "Feindsender" mit Peilgeräten aufspüren soll.

Ihm wird Marie-Laure begegnen, und sie wird sich auch noch im Jahr 2014 – so weit reicht der Roman – an Werner erinnern.

Die Kraft des Radios, sie spielt die dritte Hauptrolle. Man konnte nicht nur Nachrichten austauschen, sondern Jules Vernes’ Abenteuern zuhören ... bevor man von einer Granate zerfetzt wurde. (Pardon, zynisch ist der 41-jährige Autor Anthony Doerr nie. Sonst wär’s ja nicht so glatt.)

KURIER-Wertung: