Kultur

Zirkus-Show "Ovo": Insekten als Helden

Intensives Brasilien-Feeling im Zürcher Hallenstadion. Alles dreht sich um ein geheimnisvolles Ei. Grillen zirpen. Rote Ameisen krabbeln. Eine Raupe tanzt. Ein Schmetterling erwacht und kriecht aus seinem Kokon. Weiße Falter drehen sich elegant hoch in der Luft. Die blau schillernde Fliege ist in die Marienkäfer-Prinzessin Coccinelle verliebt ...

"Ovo" (portugiesisch: "Ei"), die 25. Produktion des Cirque du Soleil zum 25-Jahr-Jubiläum des Unterhaltungskonzerns, der derzeit mit 15 Shows weltweit präsent ist, entführt in die wundersame Welt der Insekten.

"Ovo" ist ein "Abenteuer in einem farbenfrohen Ökosystem voller Leben. Wir wollen die Leute auf eine Reise mitnehmen", sagt der Artistic Director Tim Bennett.

Möglich macht’s ein Team, das – zuletzt eineinhalb Jahre in den USA auf Tour – mit 23 Trucks in Europa unterwegs ist. Die Hälfte der rund 100 Mitarbeiter sind Artisten aus 14 Ländern.

Attraktionen

Chinesische Akrobaten jonglieren als Ameisen mit großen Kiwi-Scheiben, Maiskolben und Avocados. Ein Libellenmann zeigt Handstand-Akrobatik, der Franzose Tony Frebourg Kunststücke mit vier Diabolos auf Hochleistungs- und Weltklasseniveau. In schwindelnder Höhe fährt der Chinese Qiu Jiangming kopfüber auf dem Einrad am Seil. Goldene Skarabäen fliegen mit der russischen Schleuder durch die Luft, gefolgt von einer aberwitzigen Trampolinnummer mit Grillen, die von der zehn Meter hohen Wand springen.

Berna Ceppas’ Musik vereint Bossa Nova, Samba, Funk und Elektro mit Insektengeräuschen.

Die Clowns sind mit Slapstick und nonverbalen Jokes die Stars der Revue, die wie ein Comic Strip anmutet.

Der Schweizer und gelernte Zimmermann Jan Dutler, der als Straßenmusiker begann und schon immer "Spass hatte, die Leute zum Lachen zu bringen", ist seit acht Monaten der "Fliegenmann" und Eindringling in der Krabbelwelt, der die Marienkäferdame bezirzt: "Wir sind emotionell sehr mit der Show verbunden."

Der gebürtige Klagenfurter Gerry Regitschnig ist seit Jahrzehnten ein u.a. in Las Vegas schlachterprobtes "Zirkuspferd" und treibt bei "Ovo" als rosa- und lilafarbener Skarabäus "Master Flipo" mit grünem Haar und Schnabelschuhen allerlei Schabernack: "Ich hätte mir vor 20 Jahren nicht gedacht, dass ich einmal einen Mistkäfer spielen werde."

Rasant, bunt und skurril ist "Ovo". Fröhlicher, verspielter und weniger mystisch als andere Cirque-du-Soleil-Kreationen, sagt Dutler. "Eine echte Familienshow."

Zu sehen, wie backstage Illusion gemacht wird, kann desillusionierend sein. Faszinierend ist es allemal zu sehen, wie Garderobenchefin Luana Ouverney die 300 maßgeschneiderten Kostüme in Schuss hält.

Wie untertags mit Schwingen, Seilen, Matten und Trampolins hart trainiert wird, damit am Abend vor dem Publikum alles so wunderbar leicht aussieht, wenn etwa eine Raupe an den Seilen zum entzückenden Schmetterling wird, und schließlich mit dem Partnerfalter ein Pas de deux der Lüfte getanzt wird. Ganz ohne Sicherheitsnetz.

Info: 18. bis 22. 10., Salzburg, Arena; Karten unter www.oeticket.com, 01/96096 www.cirquedusoleil.com