Kultur

Wild Beasts: Macho-Methoden gegen Machos

Als "Kreuzung von Justin Timberlake und Nine Inch Nails" bezeichnet Hayden Thorpe, Sänger und musikalisches Mastermind der Wild Beasts, den Sound des neuen Band-Albums "Boy King".

Treffender geht es nicht. Mit diesem fünften Album paaren die vier Musiker erfolgreich eine soulige, schmeichelnde, groovige Grundstruktur mit pulsierenden elektronischen Rhythmen und hysterisch kreischenden Rock-Gitarren.

"Damit sind wir auf eine gewisse Art zu der Band geworden, die wir nie sein wollten", erklärt Thrope im KURIER-Interview. "Denn gegründet haben wir die Wild Beasts als Gegenentwurf zu diesen lächerlichen Rockbands mit ihren haushohen Verstärkertürmen, den langen Gitarrensoli und den Macho-Posen und -Inhalten. Aber weil das unser fünftes Album ist, wollten wir etwas Neues probieren und all das, was wir einst so gehasst haben, umarmen und integrieren. Wir dachten, irgendwie muss auch darin für uns eine große Kraft stecken. Andernfalls hätten wir es nämlich nicht gehasst, da wäre es uns egal gewesen."

Wie immer beschäftigt sich Thorpe in den Texten mit körperlicher Lust, der emotionellen Achterbahnfahrt auf der Suche danach und dem Konflikt zwischen Sensibilität und Trieben.

Instinkte

"Das Album handelt durchwegs von Maskulinität", sagt er. "Es zeigt die dunkleren Seiten der Psyche von uns Männern auf, die mit dem Superego und den animalischen Instinkten. Gepaart wird das aber mit Momenten der Verletzlichkeit und der Krise. Denn meiner Erfahrung nach war das immer schon der innere Kern – der aber in permanentem Gezerre mit der Selbstpräsentation nach außen steht. Aber ich denke, dass auch Frauen etwas damit anfangen können. Denn es steckt auch viel Humor drinnen. Und am Ende geht der Spaß immer auf unsere Kosten."

Auch wenn sich das Rollenbild der Männer in der Gesellschaft in den letzten Jahren stark gewandelt hat, für Thorpe ist es aufgrund seiner Herkunft aus dem Farmer-Ort Kendal in Nordengland immer noch ein zentrales Thema: "Ich bin in einer Gemeinde aufgewachsen, in der Männer mit ihren Händen das Land bestellt haben und die Versorger waren. Da hat man nicht über Gefühle gesprochen, die hatten dort keinen Platz. Dass ich begonnen habe, sehr weiblich und im Falsett zu singen, war meine punkige ,Fuck-You‘-Haltung gegenüber meiner Umgebung. Und irgendwie steckt all das auch heute noch tief in mir drinnen."