Das Haus der Geschichte als Spukschloss mit Geisterfahrer
Von Thomas Trenkler
Was wohl ein Haus der Geschichte am Heldenplatz kosten wird? 20 Millionen Euro? Oder etwas mehr?
Das Redaktionskollektiv der Zeitung Malmoe macht es, unterstützt von Künstlern, billiger. Wesentlich billiger. Für ihr Projekt "Graus der Geschichte", mit dem die vierte Ausgabe des Festivals WienWoche am Freitag eröffnet wird, bekam das Team gerade einmal 12.000 Euro.
Um diesen Unkostenbetrag hat Malmoe eine bereits existierende Geisterbahn im Prater, die "Große Geisterbahn" des kunstaffinen Betreibers Hermann Mölzer, neu ausstaffiert: In 90 Sekunden oder so rattert man mit seinem Wägelchen durch die Geschichte der Republik. Die Stimme aus dem Kopfhörer – sie ist angeblich computergeneriert, klingt aber wie Simon Schwarz – mahnt zu Beginn, die Augen nicht vor dem Altbekannten zu verschließen. Und schon schreckt man sich über dreidimensionale Politiker-Fratzen und eine Maria-Fekter-ähnliche Hydra.
Hinreißend geglückt ist Jörg Haider als Geisterfahrer (von Florian Lang) mit dem teuflischen Kennzeichen K666 und das Pferd von Kurt Waldheim, das ja bei der SA war (von Toni Schmale). Für manche Bild-Kommentare, darunter Christian Eisenbergers "Jagdgesellschaft" und David Kellners "Ahnengalerie" mit NS-Größen wie Konrad Lorenz und Heinrich Gross, bräuchte man dringend etwas mehr Zeit.
Aber man kann zum Glück mehrere Runden drehen: Die Fahrt ist, wie alle Veranstaltungen der WienWoche, gratis. Geöffnet hat die Geisterbahn (Adresse: Zufahrtsstraße 143) aber nur von Freitag bis Sonntag von 20 bis 23 Uhr. Jeden Abend gibt es zudem eine spitze Eröffnungsrede der Direktorin des "Grauses der Geschichte" – und eine Versteigerung von Gegenständen aus dem Heeresgeschichtlichen Museum. Wunderbar ironisch!