Kultur

Wiener Forscherin untersucht Gurlitt-Sammlung

Die Beschlagnahme der mehr als 1400 Werke umfassenden Sammlung des Kunsthändlersohnes Cornelius Gurlitt löste im Vorjahr einen beispiellosen Medienrummel aus - doch weiterhin herrscht Unklarheit darüber, wie die meisten Bilder in die Sammlung gelangten und ob sie tatsächlich als "Raubkunst" zu qualifizieren sind.

Die Wiener Provenienzforscherin Sophie Lillie soll nun bei der langwierigen Aufklärung helfen: Die Kunsthistorikerin wurde auf Empfehlung der Conference on Jewish Material Claims Against Germany in jene "Task-Force" berufen, die sich mit der Geschichte der Kunstwerke befasst.

Lillie ist eine der profiliertesten Provenienzforscherinnen im deutschen Sprachraum: Ihr 2003 erschienenes Buch "Was einmal war - Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens", das minutiös die beschlagnahmten Kunstschätze diverser jüdischer Familien auflistet, ist bis heute ein Standardwerk in Sachen Kunstrestitution.

Unter anderem konnte Lillie auch nachweisen, dass das lange Jahre im Linzer Lentos befindliche "Porträt Ria Munk" von Gustav Klimt einst in der Villa Munk in Bad Aussee gehangen hatte. Wolfgang Gurlitt, Cousin des Vaters des nun in die Schlagzeilen gelangten Cornelius Gurlitt, war dort ein Nachbar der Familie; nach der Beschlagnahme der Villa durch die Nazis 1942 fand sich das Bild in seinem Besitz wieder. 2009 wurde das Bild restituiert.

Die nun aufgetauchte Sammlung von Cornelius Gurlitt wird in mühsamer Kleinarbeit zu analysieren sein. Die juristische Debatte darüber, welche Rechtsansprüche Nachfahren eventuell auf die Bilder hätten, geht indes auf einer anderen Ebene weiter. Der Freistaat Bayern hat zuletzt einen Gesetzesentwurf vorgelegt, um die Verjährungsfristen für die Herausgabe enteigneter Besitztümer abzuschaffen. Wenn das Gesetz in Kraft tritt, müsste man Gurlitt allerdings immer noch nachweisen, dass er die Bilder nicht "in gutem Glauben" erworben hat.