Kultur/Wiener Festwochen

Seelenpornografie von Angélica Liddell

Tag für Tag arbeitete ich mit einem Todeswunsch“, sagt Angélica Liddell, die mit ihrer Poesie des Destruktiven als aufsteigender Stern des europäischen Avantgarde-Theaters gilt.

Dabei will die spanische Autorin, Schauspielerin und Extrem-Performerin, die in ihren Arbeiten die dunklen Seiten unserer Wirklichkeit mit obsessivem Furor umsetzt, „Geschichten von der Liebe erzählen“.

In „Todo el cielo sobre la tierra: El síndrome de Wendy“ (Der ganze Himmel über der Erde: Das Wendy- Syndrom) erkundet sie die Peter Pan- und Wendy-Syndrome, also das Nicht- erwachsen-werden-Wollen und das Nicht-verlassen-werden-Wollen.

Liddell: „Wir vereinen das Massaker auf der Insel Utøya, wo Anders Breivik 60 Jugendliche getötet hat, mit Neverland, der Insel von Peter Pan.“ Sie mache Seelenpornografie, sagt Liddell. Das sei das große Thema seit Gilgamesch:

„Hau’ die Seele in die Pfanne, wildere im menschlichen Bewusstsein, befreie dich vom antrainierten Diskurs, um dich auf das Tiefe im Leben der Menschen einzulassen.“ Sie fühle sich dem menschlichen Leiden verpflichtet, könne „über nichts sprechen als das menschliche Wesen oder seine Verkommenheit, den Wunsch nach Einsamkeit, die Isolation und das mangelnde Gefühl der Zugehörigkeit zu Menschen“, sagt die Autorin, die außer beim Schreiben am besten bei Horrorfilmen Entspannung findet.

Info: 9. bis 12. 5. (20.30 Uhr), MuseumsQuartier, Halle G (in Spanisch, Deutsch und Chinesisch mit deutschen Übertiteln)