Kultur/Wiener Festwochen

Kunst in Zeiten des Umbruchs

Der Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie, der Erste Weltkrieg mit seinen Folgen und das Entstehen Jugoslawiens sind der stofflich-thematische Hintergrund der Werke von Miroslav Krleža (1893–1981).

Für Friedrich Torberg war Krleža ein rebellischer „Einzelgänger aus ironischem Bedürfnis, ein Satiriker nicht aus Menschenverachtung, sondern aus Menschenliebe“.

Obwohl er sich mit Joseph Roth oder Robert Musil messen lassen kann, obwohl sein Werk mit der Intention, streckenweise auch stilistisch mit „Die letzten Tagen der Menschheit“ von Karl Kraus vergleichbar ist, wurde der Begründer der modernen kroatischen Literatur im deutschsprachigen Raum nur wenig bekannt.

Emotionales Theater

„Für mich waren seine Stücke immer Teil der österreichischen Dramatik, aber nicht so schnitzlerisch edel und wienerisch hauptstadtmäßig verbrämt, sondern irgendwie dreckiger und provinzieller“, sagt Martin Kušej. Er zeigt in Koproduktion mit dem Münchner Residenztheater drei Krleža-Stücke an einem Abend, die vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg spielen: „Es sind eigentlich Vier-Stunden-Stücke, die unabhängig voneinander funktionieren, sich aber leicht komprimieren lassen.“

Die individuelle Katastrophe bedeutet auch die große politische Katastrophe in der Familientragödie „Die Glembays“. Darauf folgt das an der Ostfront spielende Stück „Galizien“ – mit der totalen Kapitulation Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zerfall der Monarchie.

Der dritte Teil, „In Agonie“, spielt etwa drei Jahre danach und zeigt Menschen, die vergeblich versuchen, mit den Auswirkungen des Ersten Weltkriegs zurechtzukommen: Ein ehemaliger Offizier, eine junge Frau und ein Rechtsanwalt, der als Kriegsgewinnler noch immer Seilschaften von vor dem Krieg am Leben erhält.

„Die Ereignisse des Ersten Weltkriegs waren eine so traumatische Erfahrung für den ganzen Kontinent, aber vor allem für Mitteleuropa und für Österreich“, so Kušejs These für „In Agonie“, „dass dieser Urschock noch viele Generationen danach weiter nachwirkt.“

Info: 23. bis 26. 5. (18 Uhr) Volkstheater (in deutscher Sprache)