Der latente Rassismus von heute
In einer Villa in einer nobleren Gegend von Rio de Janeiro verführt eine junge weiße Frau Jean, den schwarzen Sohn des Gärtners aus der Favela: Hier beginnt ein psychologisches Drama von Macht und Ungleichheit. In ihrer Adaption August Strindbergs „Fräulein Julie“ (1888) versetzen die brasilianische Regisseurin Christiane Jatahy und ihre Theatertruppe Vértice das klassische Drama um eine verhängnisvolle Affäre vom Schweden des 19. Jahrhunderts in die heterogene Gesellschaft des gegenwärtigen Brasilien. In einer virtuosen Mischung aus Live-Darstellung und Videofilm wird neben der Kollision von Klassen und Geschlechtern vor allem der latente Rassismus hinter den sozialen Verhältnissen in Rio sichtbar.
Info: 13. bis 16. 5. (20 Uhr), brut im Künstlerhaus (In portugiesischer Sprache mit deutschen Übertiteln) www.christianejatahy.com.br
Vier Filmemacher aus Buenos Aires und die vier Filme, die sie gerade drehen: Diese Geschichten verwebt Mariano Pensotti zu einem Gesellschaftspanorama. Der Argentinier bringt großes Kino ganz ohne bewegte Bilder auf die Bühne.
Ineinander verschränkte Fragmente führen vor, wie sich die Schicksale der vier Künstler in ihren Drehbüchern niederschlagen, und vice versa die Themen, die sie verfilmen, ihr Leben beeinflussen. Realität, Fiktion – was bestimmt, wer wir sind?
Bleibt nur das, was wir tun? Und vergeht all das, was wir sind?
Es geht um die Filme, an denen die vier arbeiten, ihr Leben in dieser Zeit und um die Stadt, in der sich all diese Geschichten ereignen und spiegeln. Buenos Aires ist hier sehr präsent als Stadt mit extremen Kontrasten. Ihre Bewohner, so scheint’s, geben gern vor, etwas anderes zu sein als das, was sie sind.
Fünf Schauspieler in zahlreichen Rollen erzählen von alledem simultan. Es entsteht virtuoses Film-Theater – ganz ohne den Einsatz von kinematografischen Gestaltungsmitteln.
Info: 23. bis 26.5 . (20 Uhr), brut im Künstlerhaus (Spanisch mit deutschen Übertiteln)