Festwochen werden in Schönbrunn eröffnet
Ausnahmezustand: Der Song Contest vertreibt die Wiener Festwochen 2015 vom Rathausplatz. Deshalb wird Wiens größtes Kulturfestival am 14. Mai ausnahmsweise in Schönbrunn eröffnet – als Gratis-Open-Air-Event gemeinsam mit dem Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker unter Zubin Mehta und mit Rudolf Buchbinder als Solisten.
Es wird auch 2015 keine Trennung in Musiktheater, Schauspiel, Performance, Film etc. geben. "Wir sehen das Programm als gemeinschaftliches, genreübergreifendes Unternehmen – auch im Sinne des gemeinschaftlichen Entstehens."
INFO: www.festwochen.at
Die Höhepunkte: Eine Wiederbegegnung mit Romeo Castellucci ("Go down, Moses") und Frank Castorf, der mit "Die Brüder Karamasow" seinen Dostojewski-Zyklus abschließen wird. Wie ein "Blick durch das Schlüsselloch auf boshafte Geschäftemacher, komisch und absurd", so Schauspielchef Stefan Schmidtke, ist "Tote Seelen" nach Gogols Roman, eine eigenwillige Erfolgsproduktion aus Moskau.
"Kings of War" in der Regie von Ivo van Hove vereint Shakespeares Königsdramen "Henry V.", "Henry VI." und "Richard III." zu einem Werk über Machtergreifung und Machtausübung.
Palmetshofer
Außerdem auf dem Spielplan: "The Apple Family Plays" von Richard Nelson, der eine US-Familie als Zeitzeugen der jüngeren Geschichte agieren lässt, Handkes "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten", Kettly Noels Performance "Ich bin keine Schwarze", eine Dramatisierung des Romans "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" durch Dusan David Parizek und "NOISE" von Sebastian Nübling am neuen Spielort F23, einer ehemaligen Sargfabrik in der Breitenfurter Straße.
Ewald Palmetshofer trifft auf Christopher Marlowe – und damit das elisabethanische Theater auf den musikalischen, radikal geformten Sprachkosmos des Österreichers – bei "Edward II. Die Liebe bin ich". Regie führt Nora Schlocker.
Die Argentinier Diego Bianchi und Luis Garay erarbeiten mit 46 WienerInnen die theatrale Installation "Under de si". Milo Rau bringt seine Performance "The Civil Wars", Simon Stone inszeniert im Akademietheater Ibsens "John Gabriel Borkman" u. a. mit Birgit Minichmayr, Caroline Peters, Martin Wuttke und Roland Koch.
"Into the City" widmet sich unter dem Titel "Hotel Métropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben" jener Adresse am Morzinplatz, wo einst Mark Twain logierte und später während des Nazi-Regimes die Gestapo verhört, gefoltert und gemordet hat.
Das Künstlerhaus ist nicht nur das Herz des Festivals "zum Nachdenken und Weiterkommunizieren", so Hinterhäuser, sondern auch Veranstaltungsort. Schriftliche Kartenbestellungen sind ab sofort möglich, der Online-Verkauf startet am 11.3.
Auch wenn es keine offizielle Spartentrennung mehr gibt, setzt Hinterhäuser musikalisch starke Akzente. So wird Altmeister Achim Freyer im MuseumsQuartier Salvatore Sciarrinos "Luci mie traditrici/Die tödliche Blume" in eigener Ausstattung inszenieren. Emilio Pomàrico leitet das Klangforum Wien.
"Man kämpft mit den Tränen" sagt Hinterhäuser über Lydia Steiers Adaption von Händels Oratorium "Jephta", das aus Potsdam ins MuseumsQuartier kommt. Konrad Junghänel dirigiert die Kammerakademie Potsdam. Hinterhäuser über Steier: "Von dieser Regisseurin wird man in den kommenden Jahren noch sehr viel hören."
Mit "Ohne Titel Nr. 1 – Eine Oper von Herbert Fritsch" feiert der gleichnamige, gefeierte Opern-Comic von Fritsch im Burgtheater seine Österreich-Premiere.
Eine kleine Sensation ist Hinterhäuser bei Bartóks "Herzog Blaubarts Burg" gelungen. Erstmals wird Andrea Breth im Theater an der Wien Oper inszenieren. Gekoppelt wird "Blaubart" mit Schumanns "Geistervisionen", dem letzten Klavierstück des Komponisten. Kent Nagano dirigiert das Gustav Mahler Jugendorchester.
Im Musikverein gibt es eine Hommage an den polnischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg, an welcher der Geiger Gidon Kremer federführend beteiligt ist. Das Musikfest selbst findet 2015 im Konzerthaus statt. Eröffnet wird es von den Wiener Philharmonikern (Dirigent: Daniel Harding) mit einer Uraufführung von Olga Neuwirth.
"Es ist ein sehr umfangreiches Programm", sagte Hinterhäuser. "Wir haben das System fortgesetzt, dass wir keine Trennung haben. Wir sehen dieses Programm als gemeinschaftliches, genreübergreifendes Unternehmen - gemeinschaftlich auch im Sinne des gemeinschaftlichen Entstehens."
Budgetverknappung durch Kraftwerk
Das Budget bezifferte Geschäftsführer Wolfgang Wais mit 13,5 Mio. Euro, 11 Mio. davon kommen von der Stadt Wien, ein kleiner Betrag auch vom Bund. Dass 2015 um eine Million weniger zur Verfügung steht, begründete Wais mit dem "Ausschlag nach oben", den heuer die große Kraftwerk-Konzertreihe bedeutet habe. Dass der Rathausplatz Song Contest-bedingt 2015 nicht für die Eröffnung zur Verfügung stünde, sei zwar bedauerlich, doch seien die Gespräche mit den Wiener Philharmonikern außerordentlich freundschaftlich verlaufen. Dennoch möchte man 2016 wieder auf dem Rathausplatz eröffnen.
(APA)
Premiere | Spielort | Produktion | Genre |
14. Mai | Schönbrunn | Eröffnung / Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker | Konzert |
16. Mai | Halle E | Salvatore Sciarrino: "Die tödliche Blume" | Oper |
16. Mai | Künstlerhaus | Mats Staub: "21 - Erinnerungen ans Erwachsenwerden" | Installation |
16. Mai | Künstlerhaus | Bart Baele und Yves Degryse: "Perhaps all the dragons. Horror Vacui [#3]" | Installatives Spiel |
19. Mai | Halle G | Richard Nelson: "The Apple Family Plays" | Schauspiel |
20. Mai | Volkstheater | Nikolai Gogol: "Tote Seelen" | Schauspiel |
21. Mai | Theater an der Wien | Peter Handke: "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten" | Schauspiel |
23. Mai | Künstlerhaus | Diego Bianchi / Luis Garay: "Under de si" | Theatrale Installation |
24. Mai | Halle E | Georg Friedrich Händel: "Jephtha" | Szenisches Oratorium |
24. Mai | Theater Akzent | Rogelio Orizondo: "Helden wie Antigone" | Schauspiel |
26. Mai | Schauspielhaus | Christopher Marlowe / Ewald Palmetshofer: "Edward II. Die Liebe bin ich" | Schauspiel |
27. Mai | Theater an der Wien | Romeo Castellucci: "Go down, Moses" | Schauspiel |
27. Mai | Halle G | Cia. Hiato: "Der Garten" | Schauspiel |
27. Mai | Künstlerhaus | "U/Tropia. Schauraum und Liegekino" | Kurzfilme |
28. Mai | Morzinplatz u.a. | "Into the City: Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben" | Ausstellung, Performance etc. |
28. Mai | Akademietheater | Henrik Ibsen: "John Gabriel Borkman" | Schauspiel |
28. Mai | Halle E | Jewgeni Grischkowez: "Abschied vom Papier" | Schauspiel |
29. Mai | F23 | Fjodor Dostojewski: "Die Brüder Karamasow" | Schauspiel |
30. Mai | Theater Akzent | Anton Tschechow: "Die Möwe" | Schauspiel |
31. Mai | Künstlerhaus | La Re-sentida: "Phantasie für morgen" | Schauspiel |
3. Juni | Halle G | Lara Foot: "Fishers of Hope. Taweret" | Schauspiel |
3. Juni | F23 | Brent Meistre: "Analogue Eye. Drive-in Theatre" | Kurzfilme |
4. Juni | Schauspielhaus | Evan Webber nach Sophokles: "Ajax & Little Iliad" | Schauspiel |
5. Juni | Künstlerhaus | Kettly Noel: "Ich bin keine Schwarze" | Performance |
5. Juni | Halle E | William Shakespeare: "Kings of War" | Schauspiel |
6. Juni | Künstlerhaus | Pieter Ampe / Benjamin Verdonck: "We don't speak to be understood" | Performance |
8. Juni | Mariahilfer Straße | Back to Back Theatre: "small metal objects" | Schauspiel |
11.Juni | Künstlerhaus | Wessel Pretorius: "Ont- / undone" | Performance |
11.Juni | Halle G | Jaroslav Hasek: "Der Fall Svejk" | Schauspiel |
12.Juni | Halle E | Joel Pommerat: "Die Wiedervereinigung der beiden Koreas" | Schauspiel |
13.Juni | Musikverein | "Hommage an Mieczysław Weinberg" | Konzerte/Film/Gespräch |
13.Juni | Künstlerhaus | Milo Rau: "The Civil Wars" | Performance |
16.Juni | Burgtheater | "Ohne Titel Nr. 1 - Eine Oper von Herbert Fritsch" | Opern-Comic |
17.Juni | F23 | Sebastian Nübling: "NOISE" | Schauspiel |
18.Juni | Künstlerhaus | Dorothee Munyaneza: "Samedi détente" | Performance |
18.Juni | Halle G | Jan Martens: "The Common People. A Composition of First Encounters" | Tanz/Workshop |
19.Juni | Theater an der Wien | Bela Bartok: "Herzog Blaubarts Burg"/ Robert Schumann: "Geistervariationen" | Oper |