Wiener Architekturzentrum würdigt Europas beste Bauten
Selten hat sich eine große Mehrheit der Bevölkerung so intensiv und direkt mit den Fragen der Qualität des Wohnbaus auseinandersetzen müssen, wie in den vergangenen Monaten des Coronalockdowns. Umso aktueller erscheint die neue Ausstellung im Architekturzentrum Wien (AzW), die Europas Top of the Pops in diesem Bereich ins Scheinwerferlicht rückt. "Europas beste Bauten" zeigt 40 prämierte Projekte.
Allesamt gehören zu den im Vorjahr gewürdigten Vorhaben im Rahmen des mit 80.000 Euro dotierten Mies van der Rohe Awards der EU, der biennal vergeben wird und zu dem damals 383 Projekte eingereicht wurden. "Es ist nach dem Pritzker-Preis der zweitwichtigste Architekturpreis der Welt", unterstrich Hatto Käfer, wirtschaftspolitischer Berater der EU-Kommission, am Mittwoch bei der Präsentation der Ausstellung.
Klimakrise
Dass sich bereits 2019 ein guter Teil der Projekte mit Fragen wie der Großzügigkeit im Wohnbau, des öffentlichen Raums und der Klimakrise beschäftigten, sei schon beinahe "prophetisch", freute sich AzW-Direktorin Angelika Fitz. So handelt es sich bei der Hälfte der vorgestellten Preisträger um Um- und Weiterbauten, die mittels Plakaten und kleinen Modellen erschlossen werden.
Das trifft auch auf den Gewinner des mit 60.000 Euro dotierten Hauptpreises zu, die Umgestaltung dreier 60er-Jahre-Wohnblöcke in Bordeaux durch das Büro Lacaton & Vassal. Hierbei wurden 530 Sozialwohnungen mit vorgesetzten Wintergärten aufgewertet, die gleichzeitig als Fassadenisolierung fungieren. Ein in mehrfacher Hinsicht ressourcenschonendes mögliches Modell, heruntergekommene Wohnbauten der Nachkriegszeit aufzuwerten. "Für mich hat dieses Gebäude etwas extrem Würdevolles. Damit sind wir ganz weit weg vom Stigma", so Fitz.
Immerhin ins Finale schafften es die Pläne für eine Umgestaltung des kommunistischen Skanderbeg Platzes im albanischen Tirana nach menschlicheren Maßstäben und die Adaptierung eines Psychiatriepavillons im belgischen Melle. Hinzu kommt als Neubauvorhaben der Lobe Block in Berlin, der als modernes Terrassenhaus öffentlichen und privaten Raum verschränkt sowie das futuristische Mehrzweckgebäude Auditorium im westspanischen Plasencia.
Schule der Zukunft
Vorgestellt wird auch der Gewinner des mit 20.000 Euro bedachten Nachwuchspreises: das Büro BAST aus Toulouse für seinen Umbau einer Dorfschule in Montbrun-Bocage. Und schließlich kommen auch drei österreichische Vorhaben in der Schau zu Ehren, die es auf die Shortlist der 40 geschafft haben: Die Bundesschule Aspern von fasch&fuchs.architekten, den Fitz als Modell für Schulbauten der Zukunft würdigte, ein trotz Lage an einer Straße lärmschonender Wiener Wohnbau des Büros StudioVlayStreeruwitz und das Haus der Musik von Strolz/Untertrifaller in Innsbruck.
INFO: "Europas beste Bauten" von 30. Juli bis 12. Oktober täglich von 10 bis 19 Uhr im Architekturzentrum Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien.