Wien Modern: Auch Pop ist Neue Musik
Von Georg Leyrer
Es ist ein Vorurteil, das sich hartnäckig hält, und das sich bei manchen gar in ein Urteil verwandelt: Neue Musik, die mit dem großen „N“, gilt als kopflastig.
Genres, mit denen sich wiederum die Neue Musik nicht immer gerne sehen ließ: Man kritisierte, ja negierte das Klassische vehement, stand diesem aber doch weit näher als dem Populären. Das hat sich längst geändert, schildert Losek, nicht zuletzt durch die Interessen der jüngeren Komponisten von Heute: Komponist Bernhard Gander „ist Heavy-Metal-Fan“, sagt Losek. „In Gesprächen mit vielen anderen Komponisten merke ich eine zutiefst persönliche Hinwendung“ zu Popkultur: „Wir sind alle mit vielen verschiedenen Musikstilen aufgewachsen. Viele suchen das Herumspielen mit diesen Formen. Das sollte man zulassen.“
Denn bei Neuer Musik im Jahr 2013 gehe es „auch um eine Verbindung mit Hip-Hop, Techno, Heavy Metal, mit avanciertem Pop“. In der heurigen Ausgabe geht es insbesondere auch um eine Verbindung mit dem Tanz: Man will „von einer Fetischisierung des Klangs hin zu einer Rhythmisierung des Klangs“ kommen, schildert Losek. „Wir haben Tanzkonzerte, bei denen man nicht tanzen muss“: Herzstück des bis 15. November dauernden heurigen Festivals ist ein Abend mit dem ORF Radiosymphonieorchester (7. November): Dabei soll „Tanzmusik für Fortgeschrittene“ erklingen, mit neuen Werken u. a. von Franz Hautzinger, Patrick Pulsinger und Johanna Doderer. Der große Saal des Wiener Konzerthauses soll dabei zum Ballsaal werden. „Ob die Leute dann auch tanzen, ist die große Unbekannte“, sagt Losek. Er selbst habe sich vorgenommen, „besonders in diesem Herbst gerne zu tanzen“.
Einen großen Schwerpunkt widmet Wien Modern in der heurigen Ausgabe dem ungarischen Komponisten Peter Eötvös: Am Freitag kommt in Kooperation mit der Neuen Oper Wien Eötvös’ „Paradise Reloaded (Lilith)“ zur Uraufführung, bei der Eröffnung am Donnerstag und in zahlreichen anderen Konzerten erklingt Musik des Ungarn.
Film
Für das kommende Jahr kündigt Losek ein szenisches „Riesenprojekt“ gemeinsam mit dem Konzerthaus an. Er sei für den geplanten Filmschwerpunkt auch in Gesprächen mit der Viennale. Die finanzielle Situation lasse diese Vorhaben zu, sagt Losek: „Wir haben ein überschaubares Spielgeld. Natürlich hätte ich gerne mehr Geld, wer nicht? Aber ich habe einen Vertrag unterschrieben, da wusste ich, was ich zur Verfügung habe.“ Und das Festival habe erstmals einen Dreijahresvertrag, was eine „angenehme Sicherheit“ gibt: „ Es ist wenig spaßig, jedes Jahr bis in den Frühsommer hinein warten zu müssen, was man bekommt, aber das Festival eigentlich schon fertig zu haben.“ So, wie das heurige: „Es wird Zeit, dass es losgeht.“