Kultur

Ellie Goulding: Weder Musikerin noch Pop-Star

Ellie Goulding spielt Gitarre, Klarinette und Schlagzeug. 2010 stand sie auf der BBC-Liste der vielversprechendsten Talente. Damals hatte ihr Sound trotz Pop-Zügen auch Elemente aus der Singer/Songwriter-Tradition.

Ende vorigen Jahres veröffentlichte die 29-Jährige das dritte Album "Delirium", mit dem sie endgültig bei beliebigem Charts-Pop angelangt ist. Während viele Songs daraus – "Around You", "Lost And Found" und "Army" – wegen Koautor und Hit-Garant Greg Kurstin zu ihren eingängigsten Melodien zählen, hat der Sound mit der Anbiederung an den Mainstream jeden Funken Charakter verloren.

Das war auch das große Manko, als Goulding in der Wiener Stadthalle auftrat: Auf der Bühne schien sie verloren im Konflikt zwischen dem Image der Musikerin und dem des Pop-Stars. Bis kurz vor Schluss wirkte Goulding bemüht und angestrengt. So, als würde sie hart arbeiten, nie mit Freude oder gar Leidenschaft bei der Sache. So, als hätte man sie (oder sie sich ) bei der "Delirium"-Show in ein unbehagliches Korsett gezwängt.

Keine Explosionen

Wobei die Show noch das Beste war: Anders als Miley oder Kylie verzichtet Goulding auf Theater und monströse Kulissen. Mit ein paar Vorhängen, vier Tänzern, die ästhetisch in Szene gesetzt werden, und wenigen Kostümwechseln (wie ein Hochzeitskleid für "Explosions") erzielt die "Delirium"-Show ansprechende Effekte. Doch den großen, leeren Raum auf der Bühne, den ihr dieses Konzept lässt, kann sie mit ihrer blassen Persönlichkeit und langweiligen Ausstrahlung nicht füllen. Außerdem ist sie kein Bewegungstalent. Beim Tanzen wirkte sie unbeholfen und manieriert – wie ein trainiertes Kind beim Kiddy-Contest.

Das änderte sich nur, wenn sie zwischendurch kurz auf die Drums klopfte oder die Gitarre spielen konnte. Auch beim letzten Song vor der Zugabe zeigte Goulding plötzlich Leben, Freude, Ausstrahlung. War das die Erleichterung darüber, es fast überstanden zu haben? Was immer es war – um den faden Gesamteindruck auszulöschen, kam es zu spät.