Was soll daran unsportlich sein?
Von Peter Pisa
Niemand weiß, wen es als nächsten trifft, und so ist das auch beim Sport.
Vielleicht trifft es Golf: Da hatte es 2014 Alarm gegeben, denn fünf Millionen Spieler seien verloren gegangen. 25 Prozent! Der weltgrößte Hersteller von Sportausrüstung bat dringend um Vorschläge, wie man dem Untergang entgehen kann.
Schon viele Sportarten fielen – meist aus gutem bzw. sehr gutem Grund – der Zeit zum Opfer.
(Warum sich allerdings "Tauziehen" als olympische Disziplin nur bis 1920 hielt, ist eines der großen Rätsel.)
Wobei das Wort "Sport" aus dem Französischen kommt, desporter = sich vergnügen. Darunter war jahrhundertelang spaßiger Zeitvertreib gemeint.
Fuchs schupfen
Zum Beispiel: Auf dem Boden liegt eine lange Stoffbahn, die beiden Partner nehmen jeweils ein Ende des in der Mitte durchhängenden Tuchs ... und dann wird ein Fuchs aus dem Käfig gelassen, und den katapultieren sie in die Luft. Welches Team schupft ihn höher, bevor er in die Arena kracht? Die "Besten" schaffen sechs, sieben Meter.
Johann Georg I., Kurfürst von Sachsen (1611 – 1656) liebte das sogenannte "Fuchsprellen" ...
Die noch druckfrische "Enzyklopädie der vergessenen Sportarten" sorgt dafür, dass man diese spezielle Kulturgeschichten nicht vergisst.
Der Londoner Dokumentarfilmer Edward Brooke-Hitching – interessiert vor allem an den exzentrischen Seiten des Lebens – hat "Spaß" ausgegraben, bei dem man nur selten schmunzelt.
Viel öfter begegnet man auf dieser Reise durch die Jahrhunderte dem Wahnsinn unserer Vorfahren.
"Baby-Boxen"?
Turniere wurden in Amerika bis in die 1970er Jahre veranstaltet. Die Gegner waren fünf bis elf Jahre alt und hatten durchschnittlich 25 Kilo Kampfgewicht ...
Alles tot
Entenjagd mit einem zweieinhalb Meter langen Gewehr?
Bis ins 18. Jahrhundert waren die bis zu 100 Kilo schweren Waffen in Gebrauch, und niemand kam auf die Idee, es könnte unsportlich sein. dass man mit einem Schuss gleich alle Vögel im Teich tötet.
Stierkampf im Auto?
Ein Experiment in Frankreich aus dem Jahr 1901. Funktionierte aber gar nicht. Denn es fand sich kein einziger Stier, der den Peugeot angreifen wollte. Alle irrten verschreckt durch die Arena und versuchten, über die Holzbretter in den Zuschauerraum zu flüchten.
Luftgolf? Es ist nicht anzunehmen, dass die Wiederbelebung den Golfausrüstern mehr Geld bringen würde: Der Pilot ging über dem Golfplatz in den Sturzflug und warf aus etwa 20 m Höhe auf jede Spielbahn den Ball möglichst nahe zum Loch. Sein Partner puttete ein. Ein "Sport" aus der Zwischenkriegszeit. Manchmal trugen die Golfbälle immerhin Fallschirmchen.
Edward Brooke-Hitching:
„Enzyklopädie der vergessenen Sportarten“
Übersetzt von MatthiasMüller.
Liebeskind Verlag. 200 Seiten. 29,90 Euro.