Kultur

Was genau ist eigentlich Street Photography?

Noch bis Dienstag, 7. Oktober, haben Fotografiebegeisterte die Möglichkeit ihre Bilder in unserem KURIER-Fotowettbewerb einzureichen. Sieben Kategorien stehen dabei zur Auswahl. Porträt, Tiere, Reise, Natur, Sport & Action, Street und Open.

Was genau mit Street Photography gemeint ist, wollen wir hier anhand einiger Beispiele klären. Street Photography ist mehr als der kurze Schnappschuss auf der Straße. Es ist die Suche nach diesem einen, diesem besonderen Moment im Alltag, der sonst nur unbeachtet verstreichen würde. Oberste und erste Prämisse dieser "Straßenfotografie" ist es, unverfälschte Momente einzufangen. Dass sich in der Ästhetik dabei Parallelen zur Dokumentar-Fotografie ergeben, ist selbstredend. Während bei letzterer jedoch der Dokumentationszweck im Vordergrund steht, ist die Bildkomposition in der Street Photography Selbstzweck.

Als einer der ersten bekannten Street Photographer gilt gemeinhin Eugen Adget, der in den 1920er-Jahren vor allem seine Heimatstadt Paris und deren Vororte fotografierte. Henri Cartier-Bresson trug dann in den 50ern ganz entscheidend zur Popularisierung des Genres bei. Mit seinem poetischen Stil, der den Menschen in den Mittelpunkt rückte, beeinflusste der 2004 verstorbene Mitbegründer der Fotoagentur Magnum bis heute ganze Generationen junger Street Photographer. Sein bekanntes Zitat "Natürlich ist es immer Glück", darf als kokette Untertreibung gewertet werden. Das Glück muss man sich immer auch erarbeiten.

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Denn dass die Bilder nicht inszeniert, also gestellt sind, heißt freilich nicht, dass Street Photographer nur zufällig diese flüchtigen Momente des Besonderen einfangen. "Ich warte mitunter Stunden, ehe ich den richtigen Moment erwische", erklärte der britische Fotograf Matt Stuart im vergangenen Oktober im Gespräch mit KURIER.at. Der 39-jährige Brite gehört zu den prominentesten Street Photographern seiner Generation. Sein Bild der Taube zierte das Cover des 2011 erschienen Sammelbands "Street Photography Now" von Sophie Howarth und Stephen McLaren - ein Standardwerk in Sachen zeitgenössischerStreet Photography.

Wie das Genre in den 30er-Jahren mit dem Aufkommen der handlichen Kleinbildkameras einen ersten Boom erfuhr, so hat auch die jüngste Fotografiewelle zum Aufleben des Genres beigetragen. Street Photography wie jene von Saul Leiter ("Early Colors") oder Robert Frank ("The Americans") hat längst den Eingang in Museen gefunden.

Beispiele für Street Photography: Im Februar diesen Jahres zeigte das Pariser Centre Pompidou erstmals seit dem Tod Henri Cartier-Bresson 2004 eine große Retrospektive des Meisterfotografen. Gezeigt wurde ein Ausschnitt aus seinem Gesamtwerk, das von seinen surrealistischen Bildern der 20er und 30er Jahre bis hin zu Fotoreportagen reicht:

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Weitere Beispiele: Seit den 50ern fotografierte Saul Leiter in Farbe. Zu einer Zeit also, als dies eigentlich verpönt war. Farbfotografien galten als "ordinär". Eine mögliche Erklärung, weshalb das künstlerische Werk des New Yorker Fotografen erst so spät entdeckt wurde. Die Street-Photography-Arbeiten wurden erst 2012 in Hamburg in einer ersten umfassenden Retrospektive gezeigt und waren vergangenes Jahr auch im KunstHaus Wien zu sehen. Mittlerweile gilt Leiter als Pionier der Farbfotografie.

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Die Bilder von Matt Stuart waren 2013 in der Wiener Galerie "Eigensinnig", der ersten Galerie rein für Street Photography in Europa zu sehen: