Warum soll ein TV-Star denn nicht schreiben können?
Von Peter Pisa
Die Kuh war schon recht gut für den Anfang. Sie hieß Elsie und hat beim Fernsehzuschauen aufgeschnappt, was am Ende mit Kühen im allgemeinen passiert.
Deshalb wandert sie nach Indien aus ("Heilige Kuh", 2015, Heyne Verlag, 17,50 Euro).
Wenn nun der zweite Roman "Ein Papagei in Brooklyn" heißt, bedeutet das nicht, dass sich David Duchovny in einen Vogel hineinversetzt hat.
Der Titel ist bloß einem Zitat geschuldet – nämlich: "Hast du manchmal Angst und fühlst dich fehl am Platz, wie ein Papagei in Brooklyn?"
Ja. Vater UND Sohn haben manchmal Angst.
David Duchovny hat diesmal eine Vater-Sohn-Geschichte geschrieben.
DER Duchovny.
Der FBI-Agent aus der TV-Serie "Akte X" (zehn Staffeln, zwei Kinofilme, eine Comicserie), aus der TV-Serie "Californication" (sieben Staffeln), zuletzt aus der TV-Serie "Aquarius" (zwei Staffeln).
Der New Yorker Schauspieler singt auch – wie Hugh Laurie, Kevin Costner, Jeff Bridges, Bruce Willis, Johnny Depp, Kiefer Sutherland ... Voriges Jahr gastierte David Duchovny in der Arena in Wien, ein Kritiker fasste zusammen:
Dieter Bohlen hätte ihn auf der Suche nach dem Superstar bestimmt nicht in die nächste Runde vordringen lassen.
Verwundert
Aber schreiben kann er.
Die Pointen sitzen auf dem richtigen Platz. und würden Söhne heutzutage Bücher wie "Ein Papagei in Brooklyn" lesen – Papa bekäme zumindest einen Anruf, ob alles in Ordnung sei.
"Warum soll ein Schauspieler denn nicht schreiben können?" Duchovny nervt die Verwunderung. (Und warum soll ein Schauspieler singen können?)
Er hat in Princeton Englische Literatur studiert, Schriftsteller wurde er damals nur deshalb nicht, weil er nicht stundenlang in einem Zimmer sitzen wollte. Er ging lieber raus, wurde Schauspieler in einer kleinen Theatergruppe und fing als Leiche an.
Goschert
Der Roman: Ted verkauft bei Baseball-Spielen im Stadion Erdnüsse. Er hätte gern, dass man ihn als alternativen Typ anerkennt.
Immerhin fühlt er sich als Dichter (bevor er einer wird). Zunächst begnügt er sich mit Notizen, z.B. notiert er für später die Verwandtschaft zwischen "Freundin" und "Auspuffrohr".
Teds Vater Marty Fullilove hat es ebenfalls zu nicht viel gebracht im Leben. Ein zynisch-goscherter Lebemann war er. Mit dem Sohn gab es jahrelang keinen Kontakt.
Verschwiegen
Ted erfährt, dass Vater Lungenkrebs und nur noch Wochen zu leben hat.
Jetzt schauen sie sich im Fernsehen ein Baseball-Match an, gemeinsam, aber jeder in seiner eigenen Wohnung – sie telefonieren dabei miteinander bzw. jeder hält den Telefonhörer in der Hand und schweigt.
Das beste Bild im Buch.
Ted versucht Paps vorzugaukeln, dass dessen liebste Mannschaft, die glücklosen Boston Sox, ab sofort jedes Spiel gewinnen. Gute Ergebnisse sollen den Abschied der beiden begleiten.
Im übrigen fragt David Duchovny: "Krankenhäuser und Eisdielen haben dieselbe Beleuchtung. Wieso?"
David Duchovny:
„Ein Papagei
in Brooklyn“
Übersetzt von Jan Schönherr.
Heyne Verlag.
352 Seiten.
20,60 Euro.
KURIER-Wertung: ****