Warum der "Kleine Prinz" auf kein Häferl mehr passt
Von Peter Pisa
Dass "Der kleine Prinz" vom Philosophen Peter Sloterdijk neu übersetzt wurde, ist schön und gut, es gibt nichts zu bekritteln, er hat ja nichts Entscheidendes am Text verändert.
Aber die Zeichnungen … diese süßen Originalaquarelle von Antoine de Saint-Exupery: ersetzt durch brutale Striche des (international immer wieder preisgekrönten) Wieners Nicolas Mahler … das regt offensichtlich auf.
Zwei Kommentare auf Internet-Seiten: "Sieht aus, als hätte einer 'ne Deutschlandflagge vergewaltigt."
"Farbklecksbilder ohne Ausdruckskraft" (das ist übrigens die Kritik einer bekannten österreichischen Psychiaterin, die mit Klecksen Erfahrung hat) ...
KURIER: Wieso hat Ihr Prinz einen Schnabel?
Nicolas Mahler: Das ist eine übliche NASE!
Haben Ihnen die Zeichnungen von Saint-Exupéry denn nicht gefallen?
Sie haben etwas amateurhaft ungelenkes teilweise, das mir aber gerade deshalb gut gefällt. Leider findet man sie aber auf zu vielen Stehkalendern und Häferln, ergänzt durch Sinnsprüche.
Na Sie stellen Fragen! Mit dem WARUM schlag’ ich mich eh dauernd herum. Für mich ist es eher eine sportliche Aufgabe, mit starken vorhandenen Bildern zu hantieren und denen was entgegenzusetzen.Ob man einen kleinen Prinzen zeichnen kann, der nicht verkitscht und auch keine Lustigmacherei ist, war für mich die Herausforderung. Und "brauchen" tut man natürlich sowieso nix. Andererseits reizt mich ja das Nutzlose. Eine Thunfischdose wird man auch mit der neuillustrierten Version nicht öffnen können.
Sie hätten jetzt auch einfach und ruhig sagen können, Weltliteratur gehöre alle 20 Jahre neu übersetzt ...
… und illustriert. Ja, da haben Sie recht. Und weil die Leute Bilder sowieso nicht mehr so genau anschauen und gleich drüberblättern, muss neuerdings nicht mehr so viel oben sein auf den Bildern wie früher einmal.
Ach.
Das war ein Witz! Allerdings mit bitterem Kern.
Würden Sie Donald-Duck-Geschichten auch neu zeichnen wollen?
Mir geht’s immer darum, dass mir nicht dreingeredet wird, ich also alles machen darf. Das war auch beim Prinzen so, erstaunlicherweise. Das Buch schaut genauso aus, wie ich es wollte. Wenn das so wäre, würde ich auch Donald machen. Aber da sind die Rechte ja noch nicht frei. Ich bediene mich immer nur bei Wehrlosen.
Antoine de Saint-Exupéry: „Der kleine Prinz“
Neu übersetzt von Peter
Sloterdijk.
Illustriert von Mahler.
Insel Verlag. 105 Seiten.
16,50 Euro.