Kultur

„Wien ist Welthauptstadt des Sex“

Am Mittwochabend feierte Wolfgang Kos, zwölf Jahre lang Direktor des Wien Museums, seinen Abschied; am Donnerstagvormittag gab Nachfolger Matti Bunzl in einer Pressekonferenz seine konkreten Pläne bekannt. Doch zunächst hatte er das Mikrofon Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) zu überlassen. Der Kulturstadtrat malte den kulturlosen blauen Teufel an die Wand. Und er nahm gleich jeden möglichen Einwurf vorweg: "Wenn Sie sagen, ich halte hier eine Wahlrede, sage ich: Ja!"

Dem neuen Direktor überreichte er gleich einen ganz Bund mit rostigen Schlüsseln (das Wien Museum hat viele Standorte) – und auch einem Dietrich, einem bei Dieben beliebten Werkzeug. Was Mailath damit sagen wollte, blieb unklar.

Bunzl bekennt sich zur Kos-Linie, startet aber mit einigen Neuerungen. Vor dem Museum, also am Karlsplatz, ließ er einen begehbaren "Asylraum" errichten: Auf den transparenten Folien erfährt man allerlei Wissenswertes über Fluchtbewegungen nach Wien seit 1945. Der Raum soll auch für öffentliche Diskussionen dienen.

Innovativ ist das neue Format "2x45 Minuten": Pro Abend sollen jeweils zwei brisante Themen erörtert werden. Im ersten Freundschaftsspiel (am 1.12.) geht es um Antisemitismus und Islamophobie, im zweiten um Radfahren und Autofahren.

250 Jahre Prater

Ein Gutteil der Ausstellungen wurde noch von Kos geplant. Ab 10. März 2016 erinnert man an die 250-jährige Geschichte des Praters, ab 14. April stellt man den Architekten Rudolf Weiss, einen Schüler von Otto Wagner, vor. Und ab 9. Juni widmet man sich unter dem Titel "Chapeau!" einer Sozialgeschichte des bedeckten Kopfes.

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Doch dann, ab 15. September, folgt die erste Bunzl-Ausstellung. Und sie verspricht für Erregung zu sorgen: "Sex in Wien" will aufzeigen, welche Räume die Stadt welchen Personengruppen für welche Formen von Sex zu bieten hatte und heute bietet. Wien sei, so Bunzl "Welthauptstadt" in Sachen Sexualität – unter anderem, weil Sigmund Freud hier seine Theorien entwickelte.

Und ab 24. November stellt Bunzl den Wiener Pressefotografen Robert Haas vor, der 1938 vor dem NS-Regime in die USA fliehen musste. Dem Direktor gelang es kürzlich, dessen Nachlass für das Museum zu erwerben.