Kultur

Wagner reloaded: Der Swing des Nibelungen

Richard Wagner goes Jazz. 17 Stunden „Ring“, bei Gansch & Roses komprimiert auf 110 Minuten „Swinging Ring“ im Konzerthaus. Das macht Spaß und klingt obendrein noch hervorragend: „Nibelung’s Ring a Ding“ vom Trompeter Thomas Gansch, ein ganzer Abend mit Wagner-Themen in Spitzenbesetzung u. a. mit dem New Yorker Posaunisten Wycliffe Gordon, dem Saxofonisten Florian Trübsbach und dem radio.string.quartet.

Da werden die wagnerischen Motive von „Wallalaweia“ bis „Siegfrieds Tod“ – leichtfüßig geschüttelt und gedreht. Denn Freigeist Gansch macht Musik wie Quentin Tarantino Filme. Er kennt viel und remixt alles, nimmt verschiedene Bausteine und entwickelt sie weiter.

Bei seinem „Ring a Ding“ ein bisschen in Richtung Deodato und Zarathustra, aber immer mit einem: „Erkennen Sie die Melodie?“

Wagner wusste zwar noch nichts von Blue Notes, aber er hatte viele Töne im Repertoire, die Jazzmusiker interessieren. Das gilt nicht nur für die vieldeutigen Harmonien in „Tristan und Isolde“, die manchmal wie Vorahnungen moderner Jazzharmonik klingen, sondern auch für viele seiner musikalischen Themen. Mit ihnen spielt Gansch und kreiert daraus Neues. Aus dem Walkürenritt wird „eine, wie es der Meister wollte, 24-taktige Drei-Viertel-Blues-Form“, so Gansch scherzhaft. Der Walkürenritt ist dann kein Walkürenritt mehr, aber doch allgegenwärtig da. Man weiß, wo es herkommt, aber nicht, wo es hinführt. Nichts ist vorhersehbar, und doch klingt’s immer wieder vertraut.

KURIER-Wertung: ***** von *****