Von Beardsley bis Picasso: Wenn Bilderbücher Bände sprechen
Das Ambiente ist barock. Gezeigt wird im Winterpalais des Prinzen Eugen von Savoyen in der Himmelpfortgasse 8 mit der Ausstellung "Zwischen den Seiten" (bis 25.5.) allerdings ein relativ junges Medium: Künstlerbücher. Kostbares und Seltenes aus der Sammlung des italienischen Politikwissenschaftlers und Historikers Giovanni Aldobrandini.
Künstlerbücher sind Kunstwerke in Buchform. Sie können Texte und Bilder in feiner druckgrafischer Form kombinieren oder ausschließlich Bilder zeigen. Künstlerbücher können die bekannte Buchform verändern und sogar zum Objekt werden. Oft ist der Künstler gleichzeitig Autor, Illustrator, Drucker, Buchbinder und Verleger. Maler von Bonnard bis Picasso, von Matisse bis Maillol, die sich auch als Dichter und Schriftsteller betätigten, schufen die ersten bedeutenden illustrierten Bücher dieser Gattung.
Bücher im Museum in Vitrinen? "Warum nicht", findet Belvedere-Direktorin Agnes Husslein, "die Schau passt perfekt zu diesem historischen Ort der Bücher."
Ob Illustrationen von William Blake von 1742, eine mit Zeichnungen von Aubrey Beardsley ausgestattete Erstausgabe von Oscar Wildes "Salome" von 1894 oder Radierungen von Marc Chagall für einen Roman von Gogol: Seit zehn Jahren trägt der gebürtige Römer Aldobrandini vor allem auf Auktionen zusammen, was einst Maler, Poeten und Autoren im Miteinander kreiert haben. Was einst Avantgarde war wie "Der Blaue Reiter" von Wassily Kandinsky und Franz Marc. Oder Gesellschaftskritik beim 1930 von George Grosz fratzenhaft porträtierten "neuen Gesicht der herrschenden Klasse".
Auch Künstler wie Antoni Tàpies oder Joseph Beuys befassten sich mit diesem Genre, ebenso Anselm Kiefer, der sich immer wieder mit dem Künstlerbuch in traditioneller und innovativer Form auseinandersetzt.
Der Bogen der Künstlerbücher spannt sich damit von der Konzeptkunst über die abstrakte Kunst, die Arte Povera und die Transavantgarde bis in die Gegenwart.
INFO: www.belvedere.at