Kultur

Volkstheater: Zwei Millionen Euro mehr, Jury hört Paulus Manker

In einem sogenannten „Factsheet“ mit „Eckdaten zur aktuellen Situation“ des Volkstheaters findet man eine Grafik, die den „kalkulatorischen Mehrbedarf“ (von angenommenen 2,9 Prozent jährlich) ab der Saison 2015/’16 veranschaulichen soll. Demgemäß betrage die Finanzierungslücke in der laufenden Saison 930.000 Euro – und deren 1,71 Millionen in der Saison 2020/’21.

Zu anderen Schlüssen kam, wie berichtet, die Kommission, die einen Dreiervorschlag für die Nachfolge von Anna Badora unterbreiten soll: Sie empfahl Ende März, die „chronische Unterdotierung“ des Volkstheaters, das heuer mit 7,34 Millionen Euro von der Stadt und 5,1 Millionen vom Bund subventioniert wird, zu korrigieren. Die Größenordnung liege bei drei Millionen Euro pro Jahr – samt Valorisierung.

Da zuerst die finanziellen Voraussetzungen erfüllt zu seien hätten, ließ die parteifreie Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler den Bewerbungsprozess stoppen. Sie stellte eine Erhöhung von zwei Millionen Euro in Aussicht, wenn der Bund auch eine Million mehr pro Jahr beisteuere. Doch Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) ließ sich nicht erweichen.

Nun hat Kaup-Hasler auf die Junktimierung verzichtet. Und mit zwei Millionen Euro mehr scheint das Volkstheater auch für jene interessant, die zunächst abgewunken hatten. Der Berliner Regisseur Ersan Mondtag, der am Freitag im Volkstheater das „Hass-Triptychon“ von Sibylle Berg im Rahmen der Wiener Festwochen zur Uraufführung bringt, bekräftigte gegenüber der APA, dass es mit den zwei Millionen mehr „sicher“ gehen müsse. Er findet das Haus „wahnsinnig schön“ – und er hätte die Erfahrung gemacht, „dass die Leute hier ziemlich engagiert und fit“ seien: „Das ist ein komplett intaktes, funktionierendes Stadttheater.“

Die Jury, die bisher neun Kandidaten gehört hat, nahm also wieder die Arbeit auf – und lud fünf weitere Bewerber ein. Sie wetzt damit auch eine Scharte aus. Denn man hatte es zunächst nicht für notwendig empfunden, sich mit Paulus Manker auseinanderzusetzen.

Doch nun darf der Impresario, der 2018 mit „Die letzten Tage der Menschheit“ tief zu beeindrucken verstand, sein Konzept des Simultan-Dramas vorstellen (der KURIER berichtete). Mit diesem hätte das Volkstheater definitiv ein Alleinstellungsmerkmal – und es würde sich von der Josefstadt wie dem Burgtheater abgrenzen. Die Behauptung, der leicht reizbare Mann mit der Theaterpranke könne nicht mit dem Geld umgehen, lässt sich leicht entkräften: Für seinen Karl-Kraus-Marathon erhielt Manker so gut wie keine Subvention. Der Eigenfinanzierungsgrad lag mithin bei 99 Prozent.

Bis Mitte Juni soll die Jury laut Standard einen ungereihten Dreiervorschlag vorlegen; aus diesem will Kaup-Hasler noch vor dem Sommer ihre Wahl getroffen haben.