Städte von oben: Up in the Air
Von Bernhard Praschl
Er gibt es ja zu: In Zeiten, in denen jeder mit einer Handykamera wie wild herumfotografiert, ist es vermessen, einzigartige Bilder machen zu wollen. Vincent Laforet aber macht einzigartige Bilder. Von oben. Von ganz oben. Und das macht ihm so leicht keiner nach. Denn bevor es soweit ist, muss er einiges in Bewegung setzen. Im Alleingang geht bei seinen hochkomplexen Missionen gar nichts.
Mit einem mehrköpfigen Team klettert der gebürtige Schweizer an Bord von Hubschraubern, die bis zu 3.000 Meter hoch steigen und lehnt sich dann – selbstverständlich mit Gurt gesichert – weit hinaus. Der Clou dabei: Aus dieser Höhe wurden Städte noch nie mit einer solchen Schärfe fotografiert. Wir reden hier nicht von Schnappschüssen. Vincent Laforet schießt pro Flug bis zu 5.000 Aufnahmen. Das kostet. Jede Minute einer solchen Fotosafari verschlingt hundert Euro.
Seine Erkenntnis nach den Ausflügen in den Äther über den Metropolen von New York bis Miami, von Barcelona bis Berlin: „Von oben sieht man, dass wir alle gar nicht so weit voneinander entfernt sind.“
Schon seit er ein Kind war, sagt Fotograf Vincent Laforet, sei er von der Idee besessen gewesen, die Welt von oben zu fotografieren. Bloß: Die Technik wollte da noch nicht mitspielen. Dank Digitalkameras mit einer Auflösung von 50 Megapixel schaut die Sache schon ganz anders aus. Da wird die Nacht zwar auch nicht zum Tag, aber zumindest lässt sich die Straßenbeleuchtung so einfangen, dass sie aus über zwei Kilometer Höhe wie eine Perlenkette wirkt.
Die markante und vor 85 Jahren eröffnete Hafenbrücke von Sydney, wegen ihrer Form auch „Kleiderbügel “ genannt, ist ein Eyecatcher allerersten Ranges, wenn ihr da nicht jemand die Show stehlen würde – das für seine mutige Dachkonstruktion berühmte Opernhaus. Wenngleich dieses seiner weißen Fassade wegen am Tag fast noch mehr strahlt.
Viva Las Vegas!
Das Lichtermeer, das die Spielermetropole in der Wüste von Nevada ausstrahlt, ist weit sichtbar. Sehr weit. Überhaupt von oben. Auf die gut 600.000 Einwohner und Millionen Vergnügungssüchtige, die jährlich den Weg hierher finden, kommen gefühlte Milliarden Glühbirnen, LED-Spots und Neonröhren in allen Farben. Ein besonderer Highlight in der Nacht: Das erweiterte Venetian Resort Hotel gilt mit mehr als 7000 Zimmern als der zweitgrößte Hotelkomplex der Welt. Und die leuchten fast rund um die Uhr.
Miami: Ein Meer aus Mustern
Chicago
Apropos bewaffnet: Was diese Luftaufnahme nicht zeigt, ist erschütternd – Chicago verzeichnet mit 762 Opfern eines Verbrechens im vergangenen Jahr die höchste Gewaltrate seit zwei Jahrzehnten. Ein trauriger Rekord. So gesehen, passt es zu dieser schaurigen Realität, dass ein paar Nebelschwaden just in dem Moment über die Skyline zogen, als Laforet mit seinen hohen Ansprüchen über der Stadt schwebte.
Zweierlei Berlin
Air - der luftige Fotoband
www.laforetair.com