Kultur

Viennafair: Vom Patienten zum Dauerläufer

Es gab eine Zeit, da fühlte man den Puls der „Viennafair“ wie den eines kranken Patienten. Doch damit ist es vorerst vorbei. Die Kunstmesse, die heuer zum zehnten Mal in der Prater-Messehalle stattfindet, hat nach Eigentümer- und Managementwechseln ihren Groove gefunden.

Und weil man nicht mehr so sehr nach Superreichen und Stars schielt, ist die Messe weitgehend frei von den Begleiterscheinungen von Protz und Geltungssucht, die manch andere Kunstmarktveranstaltung unerträglich machen: Es darf hier um Kunst gehen, und Galerien dürfen auch weniger bekannte Namen präsentieren.

Die aktuelle Ausgabe der Messe wirkt auch aufgrund der reduzierten Teilnehmerzahl entspannt – mit 99 Galerien sind um 28 weniger dabei als im Vorjahr. Der Druck, mit spektakulären Einzelpräsentationen Eindruck zu schinden, scheint allerdings ebenfalls geringer zu sein – die meisten Galerien zeigen einfach Querschnitte durch ihr Programm. Und so „gewinnt“, wer ein schlüssiges Portfolio vorweisen kann.

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Platzhirschen und Newcomer

Viele heimische Galerien demonstrieren dabei, dass ihr Platzhirschen-Status wohlverdient ist: Die Galerie nächst St. Stephan präsentiert etwa neben Aushängeschildern wie Herbert Brandl oder Imi Knoebel – von Letzterem sind verhältnismäßig preisgünstige Kleinformate um 3700 € zu haben – auch Werke des unterschätzten Künstlers Ferdinand Penker, der erst seit kurzem Teil des Programms ist (Preise von 8800 – 29.000 €).

Ernst Hilger schafft den Spagat zwischen US-Street-Art (ab 600 €) und heimischen Künstlern wie Gunter Damisch und Deborah Sengl (Installation um 60.000 €). Und Philipp Konzett hat einen Pappmaché-Batzen von Franz West in die Halle gerollt, der sich um 600.000 € nach Hause rollen lässt.

Als interessanter Neuzugang sticht die Niederländische Flatland Gallery hervor, die Werke des Fotokünstlers Erwin Olaf zeigt (6500– 11.000€). Das Programm der Galerien aus Osteuropa wirkt dagegen noch durchwachsen: Viele scheinen die Bühne nutzen zu wollen und bringen möglichst viel unterschiedliche Kunst mit.

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Reduzierte, fokussierte Messestände – hervorzuheben ist etwa jener vonDawid Radziszewskiaus Warschau – hinterlassen allerdings einen deutlich nachhaltigeren Eindruck. Was am Ende für die Aussteller wirtschaftlich einträglicher ist, werden die kommenden Tage zeigen.

Viennafair - "The New Contemporary"

bis 5.10., in der Messe Wien, Halle A; U2 "Messe - Prater." Geöffnet täglich ab 11 Uhr, Donnerstag und Samstag bis 19 Uhr, Freitag bis 20 Uhr, Sonntag bis 18 Uhr. Tickets kosten 12,50 €, ermäßigt 9 €. Für Kinder bis 14 Jahre ist der Eintritt frei, für Studierende täglich ab 15 uhr ebenfalls. www.viennafair.at