Kultur

Ausstellungen und Projekte für eine bessere Zukunft

Die Großveranstaltung will Wien von Juni bis Oktober zum Zentrum des Optimismus machen. Es wäre wohl ein echtes „Re-Branding“, eine echte Veränderung der Marken-Identität: Wien, die Stadt der Raunzer, wird zum Zentrum des Zukunftsoptimismus, in der jeder seinen Beitrag zum „positiven Wandel“ leistet.

Ganz so blumig formuliert es Christoph Thun-Hohenstein, Direktor des Museums für angewandte Kunst (MAK) und Initiator der „Vienna Biennale“, nicht. Aber der Veranstaltung, die heuer von 11. Juni bis 4. Oktober erstmals stattfindet und eine Vielzahl von Ausstellungen und Aktionen umfasst, hat sich tatsächlich der Weltverbesserung verschrieben. Und Veränderung, so Thun-Hohenstein, „kann nur von unten kommen“.

Vorbilder

Ideen und Vorbilder für die eigenmächtige, innovative Gestaltung des Lebensraums zu liefern, ist ein zentrales Anliegen der Biennale. So demonstriert etwa die vom New Yorker MoMA-Kurator Pedro Gadanho gestaltete Schau „Uneven Growth“ , wie in Metropolen durch kleine und größere Eingriffe – Kiosks, Kunstwerke, Kleingärten – neues Leben und neues Stadtgefühl entstehen kann (die Projekte werden online hier präsentiert) .

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Auch in Wien wollen die Biennale-Kuratoren in den Stadtraum eingreifen. Das vomDesigner Harald Gruendlund dem MAK-Kustoden Thomas Geisler betreute Projekt „2051 – Smart Life In The City“ sieht vor, während der Laufzeit Versuchsmodelle und mobile Exponate, so genannte „Demonstratoren“, im öffentlichen Raum zu platzieren. Die Palette reicht dabei von alternativen Konzepten zu Bankwesen und Krankenversorgung bis hin zu Mobilität undSchulwesen.

Die Universität für angewandte Kunst drängt mit ihrem Beitrag ebenfalls in den Außenraum: Ein „Performing Public Art Festival“ soll Kunst vorstellen, die sich erst durch die Beteiligung von Besuchern„vollendet“. Nicht alle Künstler werde man im Stadtraum sofort als solche erkennen, orakeltdazu Medienkunstzampano Peter Weibel, der neben der Performance-Reihe im Rahmen der Biennale auch noch eine Schau über Bukarest ko-kuratiert. Es ist also angebracht, die Sinne zu schärfen.

Das volle Programm und weitere Infos sind auf www.viennabiennale.org abrufbar.

Kreative tauschen in Wien Ideen zur Zukunftsgestaltung aus: Es ist leicht, die Idee der „Vienna Biennale“ gut zu finden. Warum aber ist es so schwer, sich dafür zu begeistern? Die Ankündigungen der Macher konnten bisher nicht den Eindruck vertreiben, dass die Biennale primär ein Vehikel ist, das teilnehmenden Institutionen etwas mehr Geld und Aufmerksamkeit für das bringt, was sie ohnehin immer tun.

Dass Wien angesichts des geballten Öko-Know-hows von Juni bis Oktober in einen Ausnahmezustand verfällt, wie man ihn etwa aus Venedig kennt, ist schwer vorstellbar. Die großen Gesten, spektakulären Projekte und der nötige Hauch Glamour sind derzeit nicht in Sicht.

Doch die Biennale muss auf Sichtbares, Greifbares und auf Vermittlung setzen. Denn nur so hat die Veranstaltung die Chance, zu einem Ort zu werden, an dem akute, aber abstrakte Probleme klar werden, an dem es „Klick“ macht. Dieser Effekt sollte nicht in der Vielfalt der Ideen untergehen.