Kultur

Viel Neues: 15 Jahre Frequency-Festival

Harry, fang an zu telefonieren. Der Pilot lädt gerade unser Equipment aus – wir kommen ohne!" Dieser Anruf des Tourmanagers von Sonic Youth war die erste riesige Herausforderung, der sich FM4-Frequency-Veranstalter Harry Jenner stellen musste. Und das gleich bei der ersten großen Ausgabe des mittlerweile zum Kult gewordenen Festivals.

"Das war 2002", erinnert sich Jenner im KURIER-Interview. "Es war das zweite FM4-Frequency. Aber im Jahr davor waren wir in der Wiener Arena gewesen und jetzt das erste Mal auf dem Salzburgring mit 15.000 Zuschauern. Wir hatten für Sonic Youth ein Flugzeug gechartert und auch Übergepäck angemeldet. Aber der Pilot meinte, das sei ihm zu schwer. Und ich – damals noch mega-unerfahren – hatte dann von 11 Uhr morgens bis 21 Uhr Zeit, um vor Ort genau die Gitarrenverstärker, Keyboards und Drums aufzutreiben, die Sonic Youth benötigten."

Eine Salzburger Band half Jenner damals aus. Außerdem wurde das Band-Equipment in ein anderes Flugzeug gepackt und über Brüssel nach Salzburg geflogen: "So standen wir 30 Minuten vor ihrem Auftritt mit doppeltem Equipment da. Gut, das ist besser als ohne. Heute kann ich darüber lachen. Aber damals war das Krise."

Durch solche Vorfälle, sagt Jenner, habe er über die 15 Jahre, in denen er das Festival als das erste große in Österreich etablieren konnte (das Nova Rock kam 2005 dazu) viel gelernt. Vor allem, Aufgaben zu delegieren und sich Strukturen von verlässlichen Mitarbeitern aufzubauen: "Bei den ersten Festivals hat noch von der Putzfrau über die Kabel-Leger bis zu den Leuten an der Kassa jeder mich angerufen. Mein Handy hat geraucht!"

Völkerwanderung

Auch die – mittlerweile perfekte – Organisation der Besucherströme am Gelände ergab sich aus Erfahrungen. Jenner erinnert sich dabei ebenfalls an 2002: "Wir Sind Helden hatten erst zwei Wochen davor ihren ersten Hit ,Guten Tag‘ veröffentlicht. Entsprechend traten sie um 14 Uhr auf. Und auf einmal war wegen ihnen schon um diese Zeit eine Völkerwanderung in Richtung Hauptbühne unterwegs, mit der keiner gerechnet hat. Weil wir die Ersten waren, die so etwas aufzogen, gab es ja auch keinen, von dem wir diesbezüglich hätten lernen können."

Mittlerweile sind Jenner und seine Mitarbeiter Profis. Mit entsprechendem Erfolg: Zwei Millionen Besucher zählte das FM4-Frequency während der vergangenen 14 Jahre. Wobei die meisten Zuschauer – jeweils 45.000 und somit restlos ausverkauft – zu Oasis, Metallica, den Foo Fighters und Radiohead kamen.

Letztere Band zählt Jenner zu seinen Highlights: "Als Fan bin ich denen sechs Jahre lang nachgerannt. Auch die White Stripes hätte ich gerne gebucht. Aber die haben aufgehört, bevor ich sie kriegen konnte."

Immer noch ist Jenner selbst Musikfan und wird – wenn es die Zeit erlaubt – am eigenen Festival auch zum Zuschauer: "Heuer bin ich auf The Districts, Vant und Gengahr gespannt. Denn das war für mich immer schon das Credo für die Programmierung des Frequency-Festivals: Dass ich aufstrebende Acts wie einst Mumford & Sons und voriges Jahr Royal Blood sehr früh buchen, und mein Publikum am Nachmittag viel entdecken kann."

Außerdem setzt Jenner bewusst auf eine "gut ausgewählte" stilistische Vielfalt, die neben Spielarten der Alternative-Szene immer mehr auch den Hip-Hop einschließt. Heuer etwa mit US-Superstar Kendrick Lamar.

Im Hintergrund

Richtig nahe kommt Jenner seinen Künstlern aber selten. Nicht einmal Radiohead hat er in der Garderobe besucht: "Was hätte ich denen sagen sollen? Hallo, ich bin der Harry, der Veranstalter? Nein, ich bin da lieber im Hintergrund. Nur mit Jack Black von Tenacious D habe ich ein Foto machen lassen, weil ich den persönlich gern mag. Er hat mich dann gleich zu seinem Comedy-Festival in Kalifornien eingeladen. Und mit Dave Grohl wollte ich ein Foto machen, bin aber an seiner Security gescheitert. Die meinte, diesen Wunsch hätte ich vorher anmelden sollen."

Am 20. August wird der Grazer Liedermacher Thomas Edler um 13.30 Uhr die Jubiläums-Ausgabe des FM4-Frequency-Festivals eröffnen. Auch heuer findet das dreitägige Event wieder im Green Park von St. Pölten statt.
Ebenfalls wie immer hat Veranstalter Harry Jenner 2015 ein paar Neuerungen für sein Publikum.

Zum ersten Mal verstecken sich im FM4-Frequency neben dem Day-Park und dem Night-Park (wurde in die VAZ-Halleverlegt wurde und ist ohne Shuttlebus erreichbar) auch noch ein drittes Event: Für das Streetfood-Festival wurde das kulinarische Angebot drastisch erweitert. Zu dem im Vorjahr erfolgreich eingeführten Pub kommt ein im U-Boot Nautilus untergebrachtes Fisch-Restaurant.

Haubenkoch

Außerdem gibt es den Space Grill mit frisch zubereiteten Köstlichkeiten aus hochwertigen, regionalen Lebensmitteln. Kreiert von Haubenkoch Christian Petz, der eigens dafür Rezepte für Tacos mit Gemüse, Schweine- und Rindfleisch entwickelt hat.

Und das lästige Bier-Schleppen ist endlich Geschichte! Online kann man nämlich Getränke-Paletten vorbestellen und – gekühlt – am Campingplatz abholen. Mit 26 Euro für 24 Dosen Bier, oder 30 Euro für 24 Dosen Energy-Drinks ein echter Anreiz, das Auto stehen zu lassen und so auch der Umwelt etwas Gutes zu tun.

Auch an die Flüchtlinge haben die Veranstalter gedacht: Zelte, die sonst zurückgelassen worden wären, können am Sonntag beim Hauptausgang abgegeben werden, von wo aus sie nach Traiskirchen gebracht werden.

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Programm-Highlights

Donnerstag: Alt-J, Major Lazer, The Chemical Brothers, José Gonzales, Ellie Goulding und Casper.

Freitag: Echosmith, Nero, Kwabs, Frittenbude, Offspring, The Prodigy.

Samstag: Alligatoah, Kendrick Lamar, Linkin Park (im Bild oben) und TV On The Radio.

Link: www.frequency.at