Kultur

Versponnen, verspielt und bewegend

Im Februar im Gasometer in Wien, im August beim FM4-Frequency in St. Pölten und Mittwochabend wieder in Wien. Ihren dritten Auftritt innerhalb eines Jahres im Einzugsgebiet rund um oder direkt in der Hauptstadt bestritten Alt-J in der Stadthalle. Okay, es war die kleine „Club“-Version, also keine Tribünen, nur Parkett-Stehplätze. Aber die war ausverkauft, und so es waren beim dritten Konzert doch noch einmal 5.300 Besucher, die die britische Alternative-Band sehen wollten.

Irgendwie ist es nicht verwunderlich: Alt-J haben ihren ganz eigenen Sound, eine Mischung aus der Versponnenheit von Sigur Ros, der Wucht von The Prodigy (ohne deren Tempo) und der Verspieltheit von Kinderliedern. Sänger Joe Newman und Tastenmann Gus Unger-Hamilton bauen immer wieder Lalalas und zweistimmige A-cappella-Passagen ein. Drummer Thom Green rasselt und feuert, tickt und trickst sich durch die komplexen Rhythmen und verwobenen Percussion-Sequenzen, während sich die Songs hartnäckig den gängigen Strophe-Refrain-Strukturen widersetzen. Live wird das von einer packenden Show - gestaltet mit 25 teils beweglichen LED-Elementen – unterstützt, ist mal traurig, mal wütend, mal leicht und ironisch, bei „Left Hand Free“ sogar bluesig. Und immer bewegend.

Das ist verwunderlich. Denn die Songs von Alt-J sind diffizil - keine konventionellen Rock-Nummern mit hymnischen, leicht merkbaren Melodien. Ihr Auftreten ist zurückhaltend, eher von der „Ich biete an“-Sorte, denn der „Ich umarme dich und nehme dich mit!“, der Sound eher verkopft, denn intuitv und impulsiv. All das bietet immer die Gefahr, dass ein Konzert emotionslos wirkt. Hier in der Stadthalle war es aber definitiv nicht der Fall.

KURIER-Wertung: