Ein schwarzer Fleck mit Warze braucht Liebe
Von Peter Pisa
Den schwarzen Hund auf dem Buchumschlag, den würde man sofort mitnehmen. Aber braucht man das Buch?
Die Salzburgerin Bettina Balàka hat es geschrieben, und das klingt gut.
Man hatte es immer gut bei ihr, beginnend mit "Eisflüstern" 2006 (mit dem Porträt von Wien der 1920er- Jahre) bis "Kassiopeia" 2012, einer gar nicht harmlosen Liebesgeschichte aus dem sommerlichen Venedig.
Reigen
Der Romanhund der 48-Jährigen öffnet die Türen und Seelen, dann ist man "Unter Menschen". Dann erfährt man von Komödien und Tragödien, ein Reigen entsteht ... aber gar so hintersinnig ist Bettina Balàka diesmal nicht.
Das irritiert.
"Darauf hat vermutlich nicht viel hingedeutet", sagt sie gegenüber dem KURIER; und erklärt:
"Seit der Lektüre von ,Krambambuli‘ und den herrlichen Hundegeschichten von Jack London in jungen Jahren habe ich davon geträumt, auch einmal so etwas zu schreiben. Allerdings war dazu zwecks genauerer Studien erst ein eigener Hund vonnöten ..."
Hat man sich vom (sehr kleinen) Schock erholt, sieht man den neuerlichen Beweis, wie großartig Bettina Balàka erzählen kann: frech nämlich und witzig und direkt.
Berti ist der, wie man so sagt, rote Faden.
Und ist trotzdem ein schwarzer Fleck mit Warze und sieben weißen Haaren am Knie. Er verhält sich gewissermaßen auf dem aktuellen Stand der Forschung.
Ungarische Welpenhändler haben ihn auf einem Autobahnparkplatz bei Melk nicht "angebracht". Berti wird auf einem Feld ausgesetzt, Tierschützer retten ihn, er wechselt die Besitzer und seine Namen. Es gibt ein Happy End – als Wiedergutmachung des traurigen Endes von "Krambambuli".
Eine der Hauptgeschichten – das Leben und Sterben eines neurotischen Physikers – hätte ihn nicht unbedingt gebraucht. Aber so ein Berti ist immer ein Gewinn.
Hauptsache ist, der Typ hat eine Mutter, die ihn bittet, vom toten Vater einen Finger abzusägen, denn damit könne man ihn lebendig machen.
Nachher gibt’s Kalbsgulasch mit Nockerln für alle.
KURIER-Wertung:
INFO: Bettina Balàka: „Unter Menschen“ Haymon Verlag. 284 Seiten. 19,90 Euro.