Kultur

... und noch elf Bücher für den Strand

Tom Cruise zum zweiten Mal groß

Ende 2016 kommt Tom Cruise zum zweiten Mal als Jack Reacher ins Kino, inspiriert von Fall 18 "Die Gejagten". Der kleine Schauspieler kämpft also wieder wie der 1,95 m-Held, ein Ex-Militärpolizist, der durch die USA geistert und dem ein Mord angehängt wird. Liest sich wie eine Gebrauchsanleitung, und das passt gut. Der Krimi ist halt nicht der beste der Serie.

Lee Child: "Die Gejagten"Übersetzt von Wulf Bergner.Blanvalet Verlag.448 Seiten. 20,60 Euro. KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

Ein "Äh" geht nach Darjeeling

Herr Göran Borg ist „äh“ – was bedeutet, er ist ein Schwede, der lang in Indien war und jetzt wieder in Schweden ist und sich gar nicht mehr zurechtfindet, also „äh“. Er wird aber bald nach Darjeeling gerufen, um eine Teeplantage in Schwung zu bringen, und das wird flott und heiter erzählt wie die Geschichten von Jonas Jonasson und Arto Paasilinna.

Mikael Bergstrand: „Der Fünfzigjährige, der den Hintern nicht hochbekam, bis ihm ein Tiger auf die Sprünge half“ Übersetzt von Ursel Allenstein. btb. 448 Seiten. 15,50 Euro. KURIER-Wertung: ****

In Ums und um Ums herum

Der Autor ist Wanderer, kein Erzähler und klug genug, um nicht zu versuchen, seine 40 Routen im Südtiroler Naturpark Schlern-Rosengarten poetisch anzureichern. Dafür erfährt man – alles. Sogar dass es beim Völser Weiher, bevor man zum Huber Weiher geht, Eisschlecker gibt. Das Dorf Ums ist überhaupt ein Hit, man kann um Ums herum.

Jörg Hähnle: „Gern zum Schlern“ Verlag Anton Pustet. 208 Seiten. 22 Euro.
KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

Die Bauern maunzen

40 Jahre war der schwedische Journalist Swartz Osteuropa-Korrespondent. Wenn er die Familiengeschichte seiner kroatischen Ehefrau schreibt, legt er das Analytische nicht ab – denn man soll das heutige politisch etwas unübersichtliche Kroatien verstehen. Er kann aber auch amüsieren – z.B. wenn er erklärt, warum istrische Bauern maunzen und gackern.

Richard Swartz:
„Blut, Boden & Geld“Übersetzt von Hedwig M. Binder.
S. Fischer Verlag. 224 Seiten. 20,60 Euro. KURIER-Wertung: ****

Hinter dem Karneval von Rio

Es ist ja nicht unbedingt das Abenteuer der 15-Jährigen Livia, die aus dem Slum ausbricht: Den Roman „Schwarze Römerin“ will man lesen, weil er Rhythmus hat. Reggae. Information. Livia hat die Gabe, Musik zu sehen. In einer Sambaschule wird sie hunderte Trommler dirigieren. Der österreichische Autor ist Insider, er hat selbst Sambagruppen gegründet.

Luis Kranebitter: „Schwarze Römerin“ Verlag Tredition.
ISBN 978-3-8495-7143-6. 304 Seiten. 18,99 Euro. KURIER-Wertung: ***

Den Schlossherrn muss man prügeln

Durchs Schloss geistert jemand. Was will er? Gewiss mehr als nur eines. Und wieso das? Weil niemand nur eines will! Es ist der Baron selbst, der splitternackt und rußgeschwärzt keine Ruhe findet. Man muss ihn niederknüppeln ... Der skurrile Roman des Kanadiers DeWitt lässt sich nicht einteilen, er spinnt einfach. Gottlose Verderber spielen mit.

Patrick DeWitt: „Der Diener, doie Dame, Das Dorf und die Diebe“
Übersetzt von Jörn Ingwersen. Manhattan Verlag. 352 Seiten. 18,50 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

Bei den Sardinen von Grado

Als Österreich am Meer lag ... da gab es in Grado, gegenüber vom herrlichen Restaurant Zero Miglia, die erste Sardinenfabrik. Eine Dose kostete umgerechnet neun Euro – Arbeiterinnen verdienten sieben am Tag. Das ist das zweite Überraschungsbuch von Christine Casapicola über die vertraute Fremde des altösterreichischen Küstenlandes. Grado, Triest, Piran ... jede Geschichte eine Entdeckung: Sei es, dass die Kastanien der Natisonetäler, der Knoblauch aus Resiutta oder die Entenjäger der Laguna im Zentrum stehen. Es drängt „hinunter“, die Fahrt von Wien kostete damals 25 Gulden, 275 Euro.

Christine Casapicola: „Irgendwann im Küstenland“
Edizioni Braitan Cormons. ISBN 978 88 86950 20 6. 293 Seiten. 24 Euro.
KURIER-Wertung: ***

Ein Hund bei Schlumberger

Da hat man jahrzehntelang einen Steuerberater, und erst jetzt, nach der Pension – 82 ist er – erfährt man, was Gerhard Eberstaller(noch) alles ist. Ein Zirkusexperte, das ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass er aus der Familie Schlumberger stammt und Vorfahren hat, die sich eigene Bedienstete fürs Kämmen ihrer Hunde leisteten. Seine Memoiren handeln vor allem von den Kriegs- und frühen Nachkriegsjahren, aber auch von Tanzmusik und von Franz Werfels Grammophon. Fein ist, dass Gerhard Eberstaller nicht nur schreibt, sondern schreiben kann. Aber das fiel schon in früheren Büchern auf.

Gerhard Eberstaller: „Noch gut davongekommen“
novum Verlag. 380 Seiten. 18,90 Euro. KURIER-Wertung: ****

Keine Helme mit Hörnern

Will jemand wissen, wie die Wikinger wirklich waren? Oder reicht, was man sich einreden ließ: diese eher sympathische Mischung aus Männlichkeit, Kraft, Herzlichkeit? Dabei weiß man heute so viel über den Norden im Mittelalter – sogar dass die Häuptlinge gern Walnüsse zum Nachtisch aßen. Mit Kleinigkeiten entsteht das große Bild. Yale-Historiker Winroth sagt: Ja, die Wikinger waren gewalttätig, aber nicht gewalttätiger als etwa Karl der Große in wilden Zeiten. Und kreativ waren die Wikinger, künstlerisch. Und sie hatten keine Helme mit Hörnern (und kämpften selten mit Axt). Schade.

Anders Winroth: „Die Wikinger“ Das Zeitalter des Nordens. Verlag Klett Cotta. 368 Seiten. 25,70 Euro. KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern

Wie Leberwesen schmecken

Ein paar Tage noch, dann kommt Roald Dahls sehr lieber Riese in Steven Spielbergs Regie in die Kinos. Ob man den Film braucht? Von „The BFG“ – auf Deutsch zunächst als „Sophiechen und der Riese“ erschienen – wurden allein in Großbritannien seit 1982 unglaubliche 37 Millionen Exemplare verkauft. Das hier ist eine Sonderausgabe. Dahl kann man nie genug daheim haben. Der gute Riese wird die bösen Riesen besiegen – wobei ihm auch die Queen helfen wird. Und ordentlich sprechen wird er lernen. Er findet, dass die menschlichen Salzburger Leberwesen entsalzlich nach Setz schmecken.

Roald Dahl: „BFG. Big Friendly Giant“ Das Buch zum Kinofilm. Übersetzt von Adam Quidam. Illustriert von Quentin Blake. rororo. 10,30 Euro.
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern

Hier werden Orgasmen getauscht

Vor allem wegen der vielen Täuschungsmanöver ist „Eisenberg“ ein spannender Roman geworden. In der Hauptrolle: eine anfangs arrogant wirkende Münchner Anwältin, die einen angeblich obdachlosen Frauenmörder verteidigen soll. Ihr neuer Mandant, sie staunt nicht schlecht bei der Begegnung, ist ein Physikprofessor, mit dem sie früher einmal liiert war. Er will ganz sicher nicht ihren rechtlichen Beistand! Jurist Andreas Föhr beginnt damit eine Krimiserie. Lieblingssatz: „Die Hälfte ihrer Orgasmen würde sie dafür tauschen, nur einmal so schlicht gestrickt zu sein wie ein Mann.“

.Andreas Föhr:EisenbergDroemer Knaur Verlag.
512 Seiten. 15,50 Euro. KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern