Kultur

Und außerdem war da noch Kalif al Mustansir bi-’llah

Aufhängen sollte man dieses Buch. Thor kämpft mit der Midgard-Schlange (Öl auf Leinwand, 1788), Atlantis geht unter (Öl auf Leinwand, 1836) ... hier eine Karte des osmanischen Admirals Piri Reis, 1513, dort ein Kupferstich von Island, 1570 ... in „Die Geschichte der legendären Länder und Städte“ hat der Münchner Hanser Verlag so viel Fernweh zwischen den Buchdeckeln untergebracht, dass man sich hier und jetzt auf der Stelle verabschieden würde.

Aber der Text!

Er holt einen zurück bzw. lässt es nicht zu, dass man nach Thule reist oder nach Xanadu, ins Erdinnere oder nach Mittelerde, in die Länder Homers, in die Länder der Bibel, ins Schlaraffenland.

Lexikon

Der Text stammt – man kann’s schon deshalb nicht übersehen, weil der Name auf dem Buchumschlag mindestens doppelt so groß steht wie der Titel – von Umberto Eco. 81 wird der Piemontese im Jänner.

Nach dem Roman „Der Friedhof in Prag“ (2010) zeigt er sich wieder als Wissenschaftler, als lebendes Lexikon.

Er ist an Örtlichkeiten unterwegs, an die Illusionen geknüpft sind bzw. waren.

Wunschwelten, wie man sie aus Büchern kennt und aus Bildern, und selbstverständlich muss Umberto Eco deshalb viel zitieren, Vergil genauso wie Voltaire, Jules Verne, Morus, Calvino.

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Beseelt ist er nicht davon, dass man ihm folgen kann. Die Hand, die man ihm Hilfe suchend gibt, nimmt Umberto Eco immer nur für kurze Zeit, dann wird sie ihm lästig, und er lässt sie fallen.

Es geht ihm darum – und so ist es ja auch in seinen Roman, angefangen bei „Der Name der Rose“ –, mit seinem Wissen zu glänzen. Deshalb muss man sich halt gefallen lassen, dass er bei seinen Ausführungen nicht einmal auf den achten Kalifen der ismailitischen Dynastie der Fatimiden in Kairo verzichtet, al-Mustansir bi-’llah war sein Name,und er hat das Imamat auf seinen jüngeren Sohn Musta’lī übertragen.

Was die Fantasie nicht unbedingt beflügelt, aber das lag nicht in Umberto Ecos Interesse.

KURIER-Wertung:

INFO: Umberto Eco: „Die Geschichte der legendären Länder und Städte“ Übersetzt von Barbara Schaden und Martin Pfeiffer. Hanser. 480 Seiten. 41,10 Euro.