Kultur

Duo im Kampf mit Küchenphobie und Mutterkomplex

Kann das gutgehen? Eine intellektuelle Buddy-Komödie, die sich in zahlreichen Anspielungen auf Freud und Psychoanalyse ergeht?

Kann es. Wenn man sich dabei nicht zu ernst nimmt – und wenn man ein tolles Darstellergespann hat. Im Falle von Benjamin Heisenbergs Film "Über-Ich und Du" sind das der elsässische Kaurismäki-Darsteller André Wilms und Österreichs Strizzi vom Dienst, Georg Friedrich. Das unorthodoxe Duo wurstelt sich in gemächlichem Tempo durch einen skurrilen Plot.

Kleinganove und Psychologe

Die "Geschäfte" von Nick Gutlicht ( Friedrich), ein Kleinganove in chronischen Geldnöten, drehen sich um wertvolle alte Bücher. Durch Zufall kommt er zu dem Job, den greisen Psychologen Curt Ledig (Wilms) zu betreuen, der nie ohne Nordic-Walking-Stöcke anzutreffen ist und mit seiner Nazi-Vergangenheit aufräumen will.

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Nick wiederum hat Schulden bei "Mutter" (Maria Hofstätter als Gangsterboss) und zieht den hochdekorierten Wissenschaftler mit in die Bredouille.

Höchst amüsant ist, wie die beiden einander näherkommen. Ledig, der selbst unter einer Küchenphobie leidet, beginnt, Nick mit seltsamen Methoden zu therapieren, und vermerkt via Diktafon: "Schamhaft anal, latent ödipal!" Auch wenn sich die Handlung einen kurzen Durchhänger leistet: Diesem "Psycho-Scheiß" (© Nick) ohne tiefere Botschaft sollte man sich durchaus unterziehen.

KURIER-Wertung:

INFO: "Über-Ich und Du". Komödie. Ö/D/CH 2014. 94 Min. Von Benjamin Heisenberg. Mit Georg Friedrich, André Wilms, Maria Hofstätter, Elisabeth Orth, Markus Schleinzer.

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Wo er auftritt, geht schon mal die Welt unter: Godzilla.

28 (allein japanische) Kino-Godzillas gibt es bereits, und es stellt sich daher die Frage: Brauchen wir jetzt noch einen? Noch dazu aus Hollywood? Wir brauchen.

Und nicht nur, weil der neue "Godzilla 3D" (ab Freitag im Kino) diesmal die Welt für uns rettet (mit zahlreichen Kollateralschäden wie einstürzenden Hochhäusern ist zu rechnen). "Godzilla" ist ein klassischer Katastrophenfilm, wie Roland Emmerich das kann. Oder besser: können hätte müssen. Seine "Godzilla"-Version vor 16 Jahren war eine Enttäuschung in Schutt und Asche.

Der junge britische Regisseur Gareth Edwards hat die Riesenechse nun zum 60. Geburtstag wieder aus den Fluten auftauchen lassen und schlägt sich dabei besser als Emmerich. Er versucht, an das Original anzuknüpfen: Ishirô Hondas erster "Godzilla" kam 1954 aus Japan. Darin sind nicht nur Verweise auf die Bombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki im Zweiten Weltkrieg. In ihm spiegelt sich vor allem die japanische Gesellschaft wider: Der Film erzählt weniger von Monstern als von Menschen. Menschen, die durch Godzilla aus dem Alltag gerissen werden und in eine Krise hineintaumeln. Von solchen ernsten Untertönen menschlicher Schicksale ist später nichts mehr zu spüren, als Godzilla zum Kultmonster aufstieg.

Bilder: Kultmonster im Wandel der Zeit

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Beim neuen Hollywood-Comeback des Monsters ist das leider auch nicht anders: Aber Gareth versucht zumindest den thematischen Bogen zum Original – mittels Atomkraft. Zwei mutierte Urzeit-Monster terrorisieren da die Welt, sie heißen Moto und ernähren sich sympathischerweise von Atommüll und Atomsprengköpfen. Bis der große Godzilla sich dann aus dem Meer erhebt, um gegen die beiden anzutreten, dauert es lange. Aber der Film findet dann endlich sein Herz unter den Stacheln dieses Riesengebirges von Urzeitmonster. Ein Herz, das die Schauspieler ihm nicht geben können: "Breaking Bad"-Star Bryan Cranston als besessener Wissenschaftler ebenso wenig wie Aaron Taylor-Johnson als dessen Sohn.

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Frauen sind alle Nebensache: Juliette Binoche darf schnell sterben, Elisabeth Olson lange bangen und Sally Hawkins unscheinbar erscheinen. In einer Art dramaturgischem Staffellauf treten sie gegeneinander an: hier die Familiengeschichte (mit Mutter, Vater, Kind), da zwei ständig verblüffte Wissenschaftler, dort das Militär und natürlich die Monster.

Gott sei Dank: die Monster. Wenn sie kämpfen oder auch fressen, Teile von U-Booten oder Brücken kauen, werden holpriges Drehbuch und hysterisches Schauspiel zur Nebensache. Mit seinem ersten Schritt aus dem Wasser löst Godzilla gleich einen Tsunami aus (welcher Schauspieler kann da schon mithalten?). Kampfjets fallen wie tote Vögel vom Himmel. Ein Schweifschlag genügt, um San Francisco zu zertrümmern. Am Ende ist "Godzilla " doch nur ein konfektionierter Katastrophenfilm wie etwa "Transformers". Aber wenigstens hat er ein Herz für Godzilla.

KURIER-Wertung:

INFO: "Godzilla 3D". Katastrophenfilm. USA 2014. 126 Minuten. Von Gareth Edwards. Mit Bryan Cranston, Aaron Talyor-Johnson.

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Der Film ist seicht und leicht. Und das wäre noch nicht besonders erwähnenswert, denn das sind Eröffnungsfilme von Filmfestivals allzu oft. Aber dieser hier ist seicht und leicht und... eine öffentliche Erregung.

Das ist selten.

"Grace of Monaco" ist ein Biopic über Grace Kelly, die 1955, am Höhepunkt ihrer Karriere, Hollywood den Rücken kehrte, um Prinzessin Gracia Patricia zu werden und den Monarchen Rainier III. zu heiraten. Allein, das schon ein Märchen.

"Eine Verdrehung der Familiengeschichte aus rein kommerziellen Zwecken!", tobte das monegassische Fürstenhaus bereits im Vorfeld und boykottierte prompt am Mittwoch abend die Eröffnungszeremonie in Cannes.

Fast zu viel der Ehre, möchte man angesichts des Films einwerfen, in dem die schöne Nicole Kidman in schönen Kleidern der schönen Grace ganz schöne Grazie verleiht. Aber auch die politische Geschichte darin nimmt sich aus wie ein Disney-Märchen. Das Fürstenhaus könnte gelassener sein: Kein Zuschauer wird ernsthaft in Betracht ziehen, dass die Geschichte tatsächlich Historie ist und sich so zugetragen hat.

Die Geschichte: Grace Kelly hat das Scheinwerferlicht Hollywoods gegen die des Prinzessinendaseins getauscht. Nach zwei Kindern und einigen Ehejahren tritt nun Alfred Hitchcock (mit dem sie u.a. "Fenster zum Hof gedreht hat) wieder an sie heran: Sie, seine kühle Lieblingsblondine, soll "Marnie" spielen. Und ja, sie, die Lieblingsblonde, will. Käme da nicht eine diplomatische Krise in die Quere: Charles de Gaulle will Monaco zwingen,an Frankreich Steuern zu zahlen und das mit militärischer Blockade durchsetzen.

Kann Grace in diesem Moment Mann und Land den Rücken kehren, um einen Film zu drehen? Sie ahnen schon, sie kann nicht. Also nimmt sie endgültig die Lebensrolle der Fürstin an (und wird nie wieder in einem Film auftreten, zumindest das ist historisch). Sie lernt, was sie bis dahin noch nicht gelernt hat: wie man in Monaco parliert, wie laut man spricht, wie man Besteck drapiert ect und lädt am Höhepunkt der Krise lädt die Weltpolitiker zum Ball.

Viel Ärger

Fürst Rainier steht im Film meist ratlos neben sich und ihr, ebenso wie Tim Roth, der ihn spielen muss. Kein Wunder, dass das Fürstentum bereits während der Dreharbeiten protestiert hat: "Grace of Monaco" könne auf keinen Fall als Filmbiografie" eingestuft werden. Für ein glamouröses Biopic über einen Star, der als skandalfrei gilt, zog der Film (Regie: Olivier Dahan, "La vie en Rose") bisher erstaunlich viel Ärger an. Auch der berühmte US-Produzent Harvey Weinstein soll laut "Variety" so unzufrieden mit der Endfassung sein, dass er erwäge, den Film in den USA nicht im Kino zu starten. Die Reaktionen in Cannes sollen nun angeblich entscheiden.

KURIER-Wertung:

INFO: "Grace of Monaco" F/ Mon. 2014. 102 Min. Von Olivier Dahan. Mit Nicole Kidman, Tim Roth, F. Langella

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Stereo

Krimi. Thriller haben es publikumsmäßig oft nicht leicht im deutschsprachigen Kino: Die lustigen Herren Schweighöfer und Schweiger sind übermächtig. Man sollte diesem dennoch eine Chance geben. "Stereo" ist eine Talentprobe. Ein nicht unharter Mystery-Gangster-Thriller des Deutschen Max Erlenwein. Erik (Jürgen Vogel) hat Motorrad-Werkstatt und neue Freundin. Alles gut, bis eines Tages ein undurchsichtiger Unbekannter (Moritz Bleibtreu) auftaucht und sich wie ein Parasit in sein Leben drängt.

KURIER-Wertung:

Amazonia –Abenteuer im Regenwald

Kinderfilm. Seite an Seite mit einem kleinen Kapuzineräffchen erkundet man den Regenwald. Reizende Spieldoku mit tierisch guten Darstellern.

KURIER-Wertung: