Kultur

Über das Kommen und Gehen in Sneakers von New Balance

Die überaus gut besuchte Diskussion am Montagabend im Literaturmuseum war in gewisser Weise denkwürdig. Denn Opernballorganisatorin Maria Großbauer stellte sich in Sneakers der Marke New Balance zum ersten Mal als Kultursprecherin der ÖVP (und damit als Nachfolgerin von Maria Fekter) vor.

Elisabeth Hakel hingegen nahm – schweren Herzens – Abschied als Kultursprecherin der SPÖ. Man soll ihr, hört man, auf der steirischen Wahlliste Männer vorgezogen haben. Wer ihr in der nächsten Legislaturperiode nachfolgen wird? Sei noch nicht entschieden.

Vakant ist der Posten auch bei den Grünen. Vielleicht lässt sich Bildungssprecher Harald Walser überreden. Das hofft jedenfalls Georg Willi, der bis zur Wahl eher unfreiwillig, aber kernig-tirolerisch in die viel zu großen Fußstapfen von Wolfgang Zinggl zu treten hat. Denn der langjährige Kultursprecher der Grünen ging, auch eher unfreiwillig, in die Pilze. Vogelfrei kämpft er nun zum Beispiel gegen Korruption in nachgeordneten Dienststellen des Kulturministeriums. Allemal besser, als in die Pension zu gehen. Und so saß auch er auf dem Podium.

Sepp Schellhorn, Kultursprecher der Neos, ließ sich von seiner kämpferischen Vorgängerin Beate Meinl-Reisinger vertreten; von der Existenz des FPÖ-Kultursprechers Walter Rosenkranz zeugte nur dessen Namensschild: Er blieb der Veranstaltung, zu der Mercedes Echerer und der von ihr gegründete Verein EU XXL in Kooperation mit dem Fachverband der Film- und Musikwirtschaft und der Filmallianz Österreich geladen hatten, grundlos fern. Gerüchteweise soll er schon mit der Ernennung zum Kulturminister kokettieren.

Sachlich moderiert wurde die Diskussion von Silvia Grünberger, Geschäftspartnerin des Lobbyisten Wolfgang Rosam. Sie achtete peinlich genau auf Äquidistanz. Mit Großbauer war sie aber vielleicht doch einen Tick nachsichtiger. Was nicht weiter verwundert: Grünberger, geborene Fuhrmann, war bis 2013 ÖVP-Kultursprecherin – und sie ist damit Großbauers Vorvorgängerin.

Eigentlich hätte es bei der Diskussion um die Konzepte der Parteien zur Film-, Fernseh- und Musikwirtschaft gehen sollen. Dominiert wurde der Abend aber von den Vorschlägen, die Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) zuletzt in die Wahlschlacht geworfen hatte. Er würde ja gerne die Filmförderung zentralisieren: "Allein auf Bundesebene haben wir derzeit vier Stellen sowie das Film/Fernsehabkommen, mit anderen Trägern gibt es in sogar 19 verschiedene. Da sehe ich eine Menge Synergien." Doppelgleisigkeiten finden die Vertreter der anderen Parteien auch nicht super, aber "die totale Zentralisierung" , so Georg Willi, wollen weder Meinl-Reisinger noch Zinggl. Und Großbauer schloss sich dem Grünen einfach an (übrigens auch in Fragen des Urheberschutzes).

Zudem will Drozda eine Quote von 30 Prozent für heimische Produktionen – nicht nur beim ORF, sondern auch bei den privaten Sendern. Hakel hätte am liebsten 50 Prozent heimischer Musik auf Ö3. Auch Großbauer will eine Quote. Zinggl und Meinl-Reisinger wollen zwar mehr Austro-Produktionen, aber keine Quote, und Willi würde den ORF sogar "zwingen" wollen. Frei nach dem Motto: "Unser Sender für unsere Leut’!" Was die Politiker vielleicht noch nicht kapiert haben: Dass die heutige Jugend sofort umschalten würde – z.B. auf einen Streamingdienst.