Kultur

Trophäen eines weißen Mannes in Afrika

Bevor es „Universum“ gab, gab es Hugo Bernatzik: Ab 1929 brachte der Fotograf und Forschungsreisende den Österreichern die Welt ins Haus. Mit Lichtbildvorträgen, Filmen und Büchern brachte es der Wiener zu enormer Popularität – von seinem Werk „Gari-Gari – Leben und Abenteuer bei den Negern zwischen Nil und Kongo“ (1930) wurden sagenhafte 230.000 Exemplare verkauft.

Bernatzik erfüllte die Sehnsucht seines Publikums nach Exotik – seine Bilder des „urtümlichen“ Lebens in Afrika entstanden freilich im Kontext einer kolonialistischen Gesellschaft.

Nachlass wird aufgearbeitet

Das Wiener Photoinstitut Bonartes, das Bernatziks fotografischen Nachlass besitzt, zeigt nun einen Ausschnitt seines Bildwerks in all seiner Ambivalenz. Zu sehen sind Bilder jener zwei Sudan-Reisen, die der Forscher 1925 und 1927 unternahm – sie sollten für seine weitere Arbeit wegweisend sein.

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Benartzik entsprang der Kultur des „Wien um 1900“, wohnte in einer Josef-Hoffmann-Villa und sammelte Klimt-Zeichnungen. An seine fotografischen Sujets in fernen Ländern legte er ebenfalls künstlerische Maßstäbe an, er bewunderte die Eleganz und Anmut der Personen, die er im Bild festhielt.

Verglichen mit den Polizeibild-artigen Fotos , mit denen frühe Ethnologen die „Fremden“ zu katalogisieren versuchten, vermitteln Benartziks Fotos durchaus Respekt vor den Abgebildeten. Doch auch wenn sich der Ethnologe als Freund der Afrikaner und ihrer Kultur verstand – allzugroß war der Unterschied zwischen den Fotos, die er auf seinen Reisen schoß, und Jagdtrophäen trotzdem nicht.

Die Präsentation der Originalfotos und -Alben in der Schau ist aufschlussreich, lässt sie doch erkennen, wie Benartzik Ausschnitte wählte, Details retuschierte und so zu seinen „idealen“ Bildern gelangte. Die zwiespältige Ästhetik – zugleich kolonialistisch und modern – macht es schwierig, die Fotos bloß als inkorrekte Dokumente abzutun. Statt dessen hallt die Frage, wie unbelastet unser Blick auf Afrika heute ist, noch lange nach dem Besuch der Schau nach.

Infos:

„... die herrlichen schwarzen Menschen“. Hugo Bernatziks fotojournalistische Beutezüge in den Sudan. Bis 17.10., Photoinstitut Bonartes, Seilerstätte 22, 1010 Wien; vor dem Besuch wird eine Voranmeldung erbeten (Tel. 0043.1-2360293, www.bonartes.org). Neben Führungen (auf Anfrage) veranstaltet das Institut ab 11. September auch eine Reihe von Vorträgen zu Hugo Bernatzik und der Fotografie der Kolonialzeit an.