Trenklers Tratsch: Die Baustellen auf der Bundesmuseumsautobahn
Von Thomas Trenkler
Im Interview, am Sonntag im KURIER veröffentlicht, erwähnte die parteifreie Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer ein paar Baustellen, die sie von ihren Vorgängern, darunter Thomas Drozda (SPÖ) und Gernot Blümel (ÖVP), übernommen hat – und quasi nebenbei, also neben der Bewältigung der kulturellen Krise infolge der Covid-19-Pandemie, voranzutreiben hat.
Die meisten dieser Baustellen befinden sich im Museumsbereich. Und sie existieren zum Teil schon wirklich lang. Das Haus der Geschichte Österreich zum Beispiel, das vor zwei Jahren in der Neuen Burg eröffnet wurde und vieles schuldig geblieben ist oder bleiben musste. Die versprochene künstlerische Auseinandersetzung mit dem Hitler-Balkon (der streng genommen kein „Balkon“ ist) kam über ein anfängliches Glasgeklirre, das im normalen Alltagslärm unterging, nicht hinaus. Und die Zukunft des Museums liegt weiterhin völlig im Ungewissen. Ein Machtwort (wie einst von SPÖ-Kulturminister Josef Ostermayer als Initiator) fehlt. Aber das Museum wird zumindest auch im Jahr 2021 mit 300.000 Euro zusätzlich zum regulären Budget (1,2 Millionen Euro) getröstet.
Ein eher klägliches Dasein fristet zudem das widerständige Volkskundemuseum. Denn es ist im ziemlich desolaten Palais Schönborn untergebracht. Eigentlich müsste die Stadt Wien die Kosten der Sanierung übernehmen. Sie schiebt aber seit Jahren den Ball dem Bund zu, der sich jedoch nicht zuständig fühlt, weil die Immobilie der Stadt gehört. Und weil das Volkskundemuseum unter der Leitung von Matthias Beitl kein „echtes“ Bundesmuseum im Staatsbesitz ist, sondern von einem Verein geführt wird.
Mit Mayer scheint sich nun erstmals jemand aus der Politik für die Geschicke des Hauses zu interessieren: „Das Volkskundemuseum macht wunderbare Ausstellungen – mit viel weniger Mitteln im Vergleich mit den anderen Bundesmuseen. Ich schätze es sehr. Und ich finde es wirklich schade, dass man bisher keine Lösung gefunden hat. Ich möchte, dass wir uns – unabhängig davon, wem das Palais gehört – der Sache ernsthaft annehmen und habe bereits Gespräche mit der Stadt aufgenommen.“ Ob eine Kostenteilung bei der Sanierung eine Möglichkeit sein könnte? Im Prinzip ja, sagt Mayer. „Aber soweit sind wir noch nicht.“ Also doch wieder weiterwarten.
Eine andere Baustelle, die Albertina modern im Künstlerhaus, erklärte Mayer hingegen für beendet: „Die Albertina hat die Sammlung Essl zum Teil als Schenkung, zum Teil als Dauerleihgabe bekommen. Es ist nun wichtig, diese Sammlung zu präsentieren. Eben im Künstlerhaus. Und das muss finanziert werden. Nach Jahren mit provisorischen Lösungen wird daher die Basisabgeltung der Albertina dauerhaft um 1,5 Millionen Euro angehoben.“ Für Mayer ist das Künstlerhaus der Ort für die österreichische Gegenwartskunst. Und die Zielsetzung lautet: „Die Sammlung Essl der Öffentlichkeit zugängig zu machen.“ Na, schauen wir einmal, ob sich Direktor Klaus Albrecht Schröder darauf beschränkt.
Er bekommt übrigens um ein Drittel mehr, als bei der Bekanntgabe des Essl-Albertina-Deals im Februar 2017 von Drozda verkündet wurde. Die APA berichtete damals: „In den weiteren Jahren steuert der Bund jeweils 1,1 Millionen bei. Im Gegenzug übernimmt die Albertina die Verpflichtung, die Sammlung konservatorisch optimal zu verwahren, angemessen zu zeigen und wissenschaftlich weiter zu bearbeiten.“ Geld spielt ja derzeit keine Rolle.