Kultur

Trauer um Schauspielerin Sissy Löwinger

Sie wurde "Prinzipalin" genannt, auch "Mutter Courage", und mit ihrem "Burgtheater für den kleinen Mann" brachte Sissy Löwinger die Menschen in einer Zeit zum Lachen, in der es für viele nichts zu lachen gab: In der Nacht auf Sonntag ist die Schauspielerin, Autorin, Regisseurin und Leiterin der legendären Löwinger-Bühne im Alter von 70 Jahren in Altlengbach gestorben. Die Todesursache dürfte laut Auskunft des Notarztes ein Lungeninfarkt gewesen sein. Die Beisetzung werde im engsten Familienkreis stattfinden, sagte ihr Ehemann Hans-Peter Blechinger.

Sie stand schon als Fünfjährige auf der Bühne und wurde zum Star von zahllosen Volksstücken auf der Bühne und im Fernsehen. Von offizieller Seite wurde sie für ihre Karriere zu Beginn des neuen Jahrtausends mit dem Silbernen Ehrenzeichen der Stadt Wien und dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst geehrt.

Sissy Löwinger wurde am 22. Juni 1941 in Graz während einer Tournee der Eltern Paul und Liesl Löwinger in eine bekannte Schauspielerdynastie und die lange Tradition der schon seit 1764 bestehenden legendären Löwinger-Bühne hinein geboren. Nach Klavier-, Gesangs-, Schauspiel- und Tanzunterricht entschloss sie sich bereits im Alter von 17 Jahren, sich voll dem Schauspiel zu widmen, das sie in Folge in der gesamten Bandbreite abdeckte: Sie war in Dramen, Boulevard, Musicals und als Kabarettistin zu sehen, am erfolgreichsten war Löwinger aber stets in den unzähligen Volksstücken und Lustspielen, für die sie internationale Berühmtheit erlangte.

Drei Ehemänner

Neben den Stücken auf der Löwinger-Bühne, deren Vorstellungen vielfach im ORF und ZDF übertragen wurden, und ihren Kabarett-Auftritten an der Freien Bühne Wieden war sie u.a. etwa in der Volksoper, in Filmen wie "Immer Ärger mit den Paukern", "Frau Wirtin hat auch eine Nichte" oder "Auf der Alm da gibt's koa Sünd" sowie im skurrilen ORF-Gag-Stakkato "Tohuwabohu" zu sehen. Große Tourneen mit ihrem Ensemble führten sie in die USA, nach Kanada und Deutschland. Zur Schauspielerei gesellte sich 1970 die Regiearbeit, 1986 begann Löwinger auch noch, unter den Pseudonymen Helmut Haupt und Justus Schaub Lustspiele fürs Theater zu schreiben.

Seit dem Tod ihres Vaters Paul 1988 leitet sie die Löwinger-Bühne alleine. Zusätzlich widmete sie sich auch noch dem Zirkus und hob 1996 als Co-Direktorin mit Adolf Lehner das Nachfolgeunternehmen zum bekannten Zirkus Althoff-Jacobi aus der Taufe, der jedoch zu Beginn 2004 den Betrieb wieder einstellte. Seit 1997 tourte die Löwinger-Bühne wieder durch Österreich, in den letzten Jahren war es aber zunehmend still geworden um das Theater und dessen Leiterin, die in zweiter Ehe auch mit dem Fernsehmoderator Peter Rapp verheiratet war und zuletzt mit ihrem dritten Ehemann im niederösterreichischen Altlengbach lebte.

ORF 2 ändert Programm

Der ORF ändert in memoriam Sissy Löwinger sein Programm: Am Samstag, 1. Oktober, wird auf ORF 2 zunächst um 13.10 Uhr in "Seitenblicke Extra" ein Nachruf gesendet, ehe um 13.30 Uhr eine Aufzeichnung aus der Löwingerbühne zu sehen ist. In dem Volksstück "Alles in Ordnung" ist die in der Nacht auf Sonntag im Alter von 70 Jahren gestorbene Volksschauspielerin als Magd an der Seite von Paul Löwinger, Hilde Rom und Walter Scheuer zu sehen.

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