Totale Verknappung: Ein Album als Kunstwerk
Voraussetzung sind ein Batzen Geld und ein Faible für den Jazz: Dann kann man von der Pianistenlegende Oscar Peterson (1925 - 2007) ein Plattenalbum ersteigern, das nicht regulär erhältlich ist, sondern nur ein einziges Mal existiert - also ein Unikat: “Take Me Home”, eingespielt vom Oscar Peterson Legacy Quartet, wird am 29. September bei der Rock & Pop-Auktion bei Sotheby’s in London neben anderen Memorabilia und Autographen an den Höchstbietenden versteigert. Der Schätzpreis: 28.000 bis 42.000 Euro. Das Album enthält vier bisher unveröffentlichte und noch nie aufgenommene Kompositionen von Oscar Peterson, fünf neue Versionen von Originals und einen Titel des dänischen Pianisten Niels Lan Doky, inspiriert von Peterson und ihm gewidmet.
Der Sinn der ganzen Aktion: “Im Zeitalter der digitalen Reproduktion wird Musik für selbstverständlich genommen“, heißt es bei Warner Music, „Höchste Standards sind essentiell an Oscar Petersons Erbe. Um diese Werte hochzuhalten, haben wir uns entschieden, außer für den Massenmarkt nur dieses eine Exemplar dieses Meisterwerkes zu produzieren – wie ein Kunstwerk, eine Skulptur oder ein Gemälde.“
Während das Wu-Tang-Album mit einer Auflage an den Käufer versehen wurde, derzufolge dieser die Musik 88 Jahre lang nicht veröffentlichen darf, wird das Peterson-Album bei Sotheby's in dreifacher Version ausgeliefert: Auf Vinyl, auf CD und auf USB-Stick: Die Vervielfältigung und "Leaks" im Internet scheinen damit nicht ausgeschlossen. Der Kontrast zwischen der absoluten Verfügbarkeit der Musik und ihrer absoluten Verknappung erscheint damit noch etwas brisanter.