Kultur

Protzende Könige für ein schwindendes Volk

Es war schon sehr skurril, die Art wie Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz zum Wien-Konzert auf die Bühne kam: Mit Krone auf dem Kopf, einem goldenen Glitzer-Cape und herrschaftlichem Gehabe.

Okay, das jüngste Album der Deutschen, die 2005 mit dem Hit "Durch den Monsun" zum Teenie-Phänomen aufstiegen, heißt "Kings Of Suburbia". Damit kann man sich optisch schon ein bisschen spielen. Aber vielleicht besser nicht mit extra dicken Schulterpolstern, die Macht suggerieren sollen, oder heilbringenden Prediger-Gesten. Wenn man vor ein paar Jahren noch in der Wiener Stadthalle gespielt hat, und jetzt nicht einmal die zehn Mal kleinere Arena ausverkauft ist, wirkt das wie ein verzweifeltes Festhalten an längst verblasster Glorie. Speziell, wenn Kaulitz dann noch fast alle Ansagen in einem nicht einmal gutem Englisch macht.

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All das ist so unpassend inmitten des bodenständigen Punk-Flairs der Arena. Nicht wirklich peinlich, dazu ist es zu unbedeutend. Nur irgendwie lächerlich.

"Feel It All" haben die Magdeburger diese Tour genannt. Mit Absicht, sagen sie, haben sie sich in intime Clubs gebucht – damit die Fans die Band spüren können. Dazu haben sie diverse Ticket-Pakete aufgelegt, die je nach Preis Eintritt zum Soundcheck, Meet & Greet, privates Minikonzert und einen Auftritt bei der Show beinhalteten. Mit 150 bis 1850 Euro haben sie sich das zahlen lassen. Was dann doch mehr auf einen unverschämten Geschäftssinn als auf die Sehnsucht nach Nähe zu den Fans schließen lässt.

Vielleicht wäre all das noch erträglich, wenn die Musik nicht so banal wäre. Zwar würzt das Quartett sein vorwiegend aus jüngeren Songs bestehendes Programm mit fesselnden Lichteffekten. Aber die Melodien und Arrangements sind herkömmlich, die Interpretation ist zwar höchst professionell, aber leidenschaftslos.

Das Konzert funktioniert nur für die paar Hundert verbliebenen Fans, die für 85 Euro Normalpreis den König anhimmeln. Und für die fünf, die sich für fast 2000 eine Audienz mit ihm gekauft haben. Wer aber auf die Musik hörte, konnte bei der "Feel It All"-Show kaum etwas spüren.

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