Wie viel pure Blödheit muss man aushalten?
Thomas Maurer ist wieder in Top-Form. Sein neues Solo "Der Tolerator" erfüllt alle Ansprüche, die an gutes Kabarett zu stellen sind: Es ist g’scheit und zugleich amüsant, wenngleich mitunter derb und deftig. Und es ist angriffig.
Ein spannendes Jo-Jo-Spiel zwischen hoch intellektuell und grindig tief, wie’s dem Phänomen der allgemein menschlichen Charakterlosigkeit und Niedertracht entspricht. Und damit sind nicht nur die in der Pause eingeblendeten grauslichen Hass-Postings aus dem Strache-Umfeld gemeint, die "Arschlöcher ins Internet kotzen" (nachzulesen unter www.eaudestrache.at mit Nebenwirkung: Übelkeit).
Kitt der Gesellschaft
Toleranz ist zwar, so Maurer, der Kitt der Gesellschaft. Aber wie viel "pure, ungefilterte Blödheit" – der anderen, versteht sich – muss der Mensch aushalten? Und wie hält man die aus, die man echt nicht aushält?
Einem Depperten wird man zwar sagen können, dass er deppert ist, aber dafür eher Watschen als Verständnis ernten. Trotzdem bringen Maurer vernunftresistente FPÖ-Wähler in Rage, die glauben, Flüchtlinge würden mit Geld und Smartphones gepampert.
Dafür, dass viele aus Frust über die anderen Parteien aus Protest die Blauen wählen, hat er einen besonders bildhaften Vergleich parat:
"Wenn ich mich im Wirtshaus über dreckige Gläser und pickerte Teller ärgere, komme ich doch auch nicht auf die Idee, aus Protest aus der Häuslmuschel zu saufen."
Maurer wettert gegen die allgegenwärtigen Emoticons, "diese gagerlgelben Schmunzelwarzen" und ist schon "dankbar für alles, was sich friedlich ignorieren lässt".
Er bringt Karl May, Michael Jeannée und den Propheten Mohammed nebst Muhammad Ali ins pointierte Spiel, setzt bei seinen präzise formulierten Geschichten so gar nicht auf die Wuchtel und erntet doch immer wieder Zwischenapplaus. "Der Tolerator" – schwarzhumorig und bitterböse in seiner Gesellschaftskritik – ist Kabarettpreis-verdächtig.
KURIER-Wertung: